Ein niederländerischer Maler, bezeichnet als Pseudo Jan Wellens de Cock, kopierte den großen Kalvarienberg, eine in den Uffizien in Florenz aufbewahrte und um 1505 datierte Präsentationszeichnung (vgl. Gabinetto Disegni e Stampe, Inv.-Nr. 8406), bereits kurz nach 1520 deutlich vergrößert als Ölgemälde auf Holz, doch im Bildaufbau nahezu übereinstimmend.
Auch er zeigt - obgleich in kräftigen Farben - unterschiedliche Ereignisse aus dem Leiden Christi - die Kreuztragung, die Vorbereitungen für die Kreuzannagelung, die Verspottung, die Kreuzaufstellung, die Kreuzigung selbst. Die Betrachter:innen sehen außerdem die um Christi Kleidung würfelnden Soldaten, die in Ohnmacht gesunkene Maria, Trauernde, Reiter, Soldaten und einen Mann, der eine Leiter herbeiträgt, also ein der Passion gewidmetes Simultanbild.
Die Zeichnung, die zur Entstehungszeit zweifellos als Werk Dürers verstanden wurde, motivierte mehrere Künstler zu Kopien in unterschiedlichen Medien. Die Bekanntheit in den Niederlanden erklärten Forschende gerne damit, dass Dürer die Zeichnung als Präsentationszeichnung 1520/ 1521 auf seiner Reise in die Niederlande mitgeführt habe. Das seit 1996 vollständig restaurierte und untersuchte Amsterdamer Gemälde gilt als die älteste der bis heute bekannten Gemäldekopien nach der Florentiner Zeichnung. (Rutgers 2021, S. 482)