Der Künstler malte eine Kopie nach Dürers 1512 datierter Geißelung Christi, die dieser als Teil der Kupferstichpassion entwarf. Die Ölmalerei auf Nadelholz gibt die kleinformatige Druckgraphik seitenrichtig und mit hoher Detailtreue in vergrößerter Form wieder. Christus, an eine Säule gefesselt, steht mit dem Rücken leicht seitlich zum Betrachter, lediglich mit einem Tuch um die Lenden bekleidet. Zu beiden Seite flankieren ihn zwei Peiniger, die gerade mit den Marterwerkzeugen zum Schlag ausholen. Im Hintergrund stehen mehrere Beobachter der Geißelung. Am linken und rechten Bildrand verbreiterte der Kopist die Szene und ergänzte jeweils eine Figur: links fügte er einen Greis mit langem Vollbart hinzu, der sich zu dem Mann mit Turban neigt, der Dürers Vorlage folgt. Rechts schließt die Komposition mit der freien Erweiterung des Publikums um eine Rückenfigur ab. Das Monogramm Dürers sowie die Jahreszahl wurden nicht von dem Kupferstich übernommen.
Das Tafelbild gibt zudem keine Hinweise auf den Kopisten. Von 2017 bis 2019 wurde es mehrmals im Kunsthandel angeboten, seitdem befindet es sich in Privatbesitz – zum Zeitpunkt der Aufnahme in duerer.online in österreichischer Hand. Rainer Stüwe, der das Gemälde im Vorfeld einer Auktion 2017 im Dorotheum, Wien, untersuchte, schrieb die Arbeit dem Münchener Maler Georg Vischer zu. In Vischers Œuvre finden sich mehrere Werke der sogenannten Dürer-Renaissance − direkte Kopien, wie etwa nach den vier Aposteln von 1526 (Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, Inv.-Nr. Gm 0046 und 0047), sowie eigene Bildschöpfungen, die sich lediglich partiell auf Dürer beziehen (z.B. Christus und die Ehebrecherin, München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 1411).