IHESVS MARIA
A. BECKER del.
Klitzsch & Rochlitzer
gedruckte Einfassungslinie
Der nach einer Zeichnung von "A. Becker" bei Klitzsch & Rochlitzer gefertigte Holzstich zeigt die thronende Madonna mit dem Christuskind auf dem Schoß. Sie sitzt unterer einer von Säulen getragenen Baldachinarchitektur, im Hintergrund zeichnen sie die Umrisse einer Stadt ab. Die Gestalten von Gottesmutter und Kind, das mit einem Vogel in der Hand spielt, entsprechen seitenverkehrt Dürers um 1498 entstandenem Kupferstich "Maria mit der Meerkatze". An die Stelle des Affen tritt eine Vase, der Landschaftshintergrund wird durch Baldachin und Stadtkulisse ersetzt.
Der Holzstich bildet eine Tüchleinmalerei nach, die sich ehemals in der Sammlung August Artarias in Wien befand. Er diente als Illustration für einen Aufsatz Friedrich Lippmanns, der das Leinwandbild 1868 in der Zeitschrift für bildende Kunst als eigenhändiges Werk Dürers vorstellte (vgl. Lippmann 1868, S. 81). Von diesem Artikel ausgehend entwickelte sich in der Kunstchronik, dem Beiblatt der Zeitschrift, ein Schlagabtausch zwischen Lippmann, Alfred von Sallet und Alfred Woltmann, die beide Lippmanns Zuschreibung vehement ablehnten, was diesen wiederum Anlass zur Verteidigung seiner Überlegungen gab. Im Folgejahr wurde die druckgraphische Nachbildung des Gemäldes erneut im Rahmen einer Besprechung der noch jungen Zeitschrift für bildende Kunst in den österreichischen Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale abgedruckt (Jg. 14, S. XXXV).