ANNO DOMI
NI
1511
AD
Bei der querformatigen Federzeichnung "Madonna mit Heiligen" handelt es sich um einen "Entwurf zum Tucher-Epitaph in St. Sebald, Nürnberg". Hans und Martin Tucher hatten das Triptychon zum Andenken an ihren 1503 verstorbenen Halbbruder Lorenz Tucher, den Propst der Nürnberger Pfarrkirche St. Lorenz, in Auftrag gegeben. Dieses ist noch heute in St. Sebald, wo sich einstmals die Grablege der Tucher befand (vgl. Ausst.-Kat. Frankfurt am Main 2013, S. 208, Kat.-Nr. 7.7).
Der Entwurf, der bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Berliner Sammlung nachweisbar ist (hierzu: Ausst.-Kat. Berlin 2023, S. 102, Kat.-Nr. 36), thematisiert die Sacra Conversazione. Während im Mittelstück die thronende Madonna von den Heiligen Katharina und Barbara flankiert wird, adorieren auf den Außentafeln die Heiligen Laurentius und Petrus sowie Johannes der Täufer und Hieronymus.
Joachim von Sandrart, der Dürer unter anderem durch den Kauf und die Renovierung seines Grabes auf dem Nürnberger Johannisfriedhof huldigte, besaß die Zeichnung im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts und sah in ihr eine "sehr sinnreich und curios mit der Feder vorgerissen[e Invention]" Dürers (vgl. Sandrart.net). Dass allerdings nicht Dürer selbst die zart lavierte und aquarellierte Zeichnung zur Umsetzung brachte, sondern von Hans von Kulmbach, führte wiederholt zu Diskussionen über die Urheberschaft der Vorzeichnung (vgl. Tietzes 1938 II, A 246; Panofsky 1948 II, S. 62, Nr. 503).
A 246
S. 62, Nr. 503
S. 1256, 1511/2
Nr. 65