INRI
1553
AG
Sic dicit dominŭs co
nŭertere ad me
qŭoniam redemiťe.
Esaȋæ xxxxiiii
Omnis qŭiŭiŭit.
et credit in me
non morietur in
æternŭm. iō. xi.
ου γαρ εκρινα τι ειδεναι εν υμιν ει μη
ιησουν χριστον και τουτον εσταυρωμενον
Heinrich Aldegrever stach 1553 das Motiv „Christus am Kreuz“ in Kupfer. Dabei bediente er sich der Komposition, des Figurenpersonals und der Inschriften anderer Graphiken, darunter Dürers 1511 als Teil der Kupferstichpassion entstandenes Blatt desselben Motivs.
Auch bei Aldegrever nehmen der Gekreuzigte und die wenigen Trauernden das Blatt nahezu vollständig ein, wobei das Kreuz sowohl die Mittelachse als auch den oberen Abschluss bildet. Im Gegensatz zu Dürer zeigt er den muskulösen, doch leblosen Körper Christi frontal. Der Leichnam wird von Maria und Johannes flankiert, während im Hintergrund Maria Magdalena zu Boden gesunken ist. Die bei Aldegrever – mit Ausnahme von Johannes – weiblichen Figuren, der Landschaftsausblick sowie die Schriftfelder mit lateinischen bzw. griechischen Bibelzitaten stammen aus Georg Pencz‘ 1547 gefertigtem Kupferstich „Christus am Kreuz“. Die Inschriften selbst finden sich bereits in Hans Brosamers Umsetzung aus dem Jahr 1542. Die wohl wiederholte Rezeption des Textes ohne Kenntnisse des Griechischen erklärt die Degeneration der Buchstaben.
Zwar sind Monogramm und Datierung Aldegrevers, doch keine Hinweise auf die künstlerischen Vorläufer in die Darstellung integriert.