1514
AD
feine Einfassungslinien
Jahrzehnte nach Dürers Tod kopierte der flämische Künstler Johan Wierix den 1514 entstandenen und vom Künstler selbst in der Darstellung als "Melencolia I" betitelten Meisterstich. Dabei orientierte er sich deutlich an der Vorlage.
Den vermutlich aufgrund der inhaltlichen Komplexität integrierten Titel hält ein am Himmel schwebendes, fledermausähnliches Tier, das - ebenso wie die Seelandschaft im Hintergrund - vom gleißenden Licht eines Himmelskörpers erhellt wird. Zentrale Figur ist eine geflügelte Gestalt, die im Nürnberger Hausfrauengewand der Zeit, mit Schlüsselbund am Gürtel, im Vordergrund sitzt und melancholisch ihren Kopf in die Hand stützt. Daneben auf einem Mühlstein hockt ein Putto, der etwas auf ein Täfelchen schreibt. Zu Füßen der Nachdenklichen schläft ein Jagdhund. Zahlreiche Bildgegenstände deuten in unterschiedlichste Tätigkeitsbereiche. Datierung und Monogramm verweisen auf den geistigen Schöpfer der Bildidee. Unterhalb der Darstellung holt die Inschrift "IOHAN•WIRICX•FECIT•ANN•1602•" den Kopisten und die Entstehungszeit ins Blatt.
Der Bamberger Sammler Joseph Heller schrieb 1827, der Künstler wisse, "daß betrügerische Hände seinen Namen wegschneiden" würden, weshalb er bewusst kleine Unterschiede integrierte, wie den im Titel fehlenden Schnörkel (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 473, Nr. 849). Obwohl er zudem Abzüge mit der Adresse von Danker Danckerts erwähnte, listete Marie Mauquoy-Hendrickxs in ihrem Verzeichnis nur einen Zustand des Werks auf (vgl. Mauquoy-Hendrickx II, S. 282, Nr. 1556).