Einfassungslinien
Wolf Traut entwarf 1516 den Holzschnitt „Der Abschied Christi von seiner Mutter“. Die Gestaltung des Hintergrunds erinnert an Dürers Umsetzung dieser Szene für das 1511 erschienene "Marienleben“. Deutliche Parallelen finden sich in der Stadtkulisse mit runder Stadtmauer, Wehrturm und Dreiecksgiebel. Ebenso griff Traut die hölzerne Pforte und den Baumstamm aus Dürers Vorlage auf, erweiterte das Figurenpersonal jedoch um eine Gruppe von Aposteln sowie eine weitere Begleiterin Marias. Trauts Lösung zeichnet zudem die direkte Interaktion zwischen Christus und seiner Mutter aus, indem er ihre rechte Hand ergreift und fest umschließt.
Frühe Abzüge (z.B. British Museum, 1895,0122.124) weisen in der linken unteren Ecke die Jahreszahl „1516“ sowie das Monogramm Trauts auf (Passavant 1862, S. 198, Nr. 224). Beides muss bereits vor 1808 vom Holzstock entfernt worden sein, als Rudolf Zacharias Becker die Sammlung des Nürnbergers Hans Albrecht von Derschau veröffentlichte. Darunter findet sich auch der heute im Berliner Kupferstichkabinett (Inv.-Nr. Derschau 039) befindliche Stock. Becker ordnete diesen, wohl aufgrund des fehlenden Monogramms, als potentielles Werk Dürers ein (Becker 1808, S. 26, Nr. 4).