Einfassungslinien
"Das Bücherzeichen des Hector Pömer" wurde nachweislich bereits im 17. Jahrhundert Dürer zugeschrieben. So ist der Holzschnitt beispielweise in der Auflistung der Dürer-Werke genannt, um die einige Abschriften der sogenannten Familienchronik ergänzt sind. Noch die Kunstgelehrten des 19. Jahrhunderts führten ihn in ihren Dürer-Publikationen auf, obwohl zuweilen schon ein Zweifel an der Urheberschaft artikuliert wurde (z.B. Heller Dürer 1827 II, S. 811, Nr. 2140).
Über einem Textfeld, das hebräisch, griechisch und lateinisch den Vers "Den Reinen ist alles rein" aus dem Titusbrief zitiert (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 534, A 27), findet sich das Vollwappen des Hector Pömer. Begleitet wird es von dem Heiligen Laurentius mit Rost und Palmzweig, dem Patron der Nürnberger Pfarrkirche St. Lorenz, deren Propst Pömer seit 1520 gewesen ist. Das Marterwerkzeug findet sich ebenso in zwei Feldern des vierfach geteilten Wappenschildes in Form einer stilisierten Tartsche. Darüber sitzt ein Stechhelm mit Helmdecke aus Akanthus. Als Helmzier fungiert eine armlose Halbfigur mit Kapuze. Die Komposition findet sich unter einem Rundbogen aus Astwerk. In den Ecken verweisen vier weitere Wappenschilde auf die Vorfahren Pömers. Unten rechts, neben der Datierung "1525", ist die Buchstabenkombination "RA" in die Darstellung integriert, die bis heute nicht eindeutig aufgelöst werden konnte.
Anlässlich der Einweihung des Dürer-Denkmals 1840 ließ der Nürnberger Verleger Friedrich Campe, der in Besitz des Holzstocks gewesen ist, Abzüge mit erläuterndem Text drucken. Der Holzschnitt gilt mittlerweile als Werk Hans Sebald Behams (vgl. Pauli/ Röttinger 1974, S. 445, Nr. 1352).