Einfassungslinien
Der ab 1515 entworfene querformatige Holzschnitt "Die Schutzheiligen von Österreich" wurde in verschiedenen Versionen verbreitet: Während Adam von Bartsch nur den zweiten Zustand mit acht nebeneinander stehenden Heiligen samt den charakterisierenden Unterschriften kannte, erwähnte der Bamberger Sammler Joseph Heller 1827 bereits die "ersten, sehr seltenen Abdrücke" mit nur sechs Heiligen. Zudem verwies er auf ein unterhalb abgedrucktes Gedicht, das ihm zufolge allerdings meist abgeschnitten sei (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 677, Nr. 1880).
Der von Dürer entworfene Holzschnitt zeigt die Heiligen Quirin, Maximilian, Florian, Severin, Koloman und Leopold dicht beiander. Bei dem lateinischen Text unterhalb der Figurenbenennungen handelt es sich um ein Gebet von Johannes Stabius an die Schutzheiligen Österreichs (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 386). Erst 1517 erfolgte eine Erweiterung der Heiligenreihe um Poppo und Otto durch die Anstückung eines wohl von Dürers Schüler Hans Springinklee entworfenen Holzstocks. Die Haltung der beiden neu hinzugekommenen Heiligen zueinander isoliert sie optisch von den anderen. Die Verbreiterung der Heiligenreihe hatte außerdem Einfluss auf den Text unterhalb. In dieser Version wurde das Gedicht von Stabius in drei statt zwei Spalten gedruckt, blieb jedoch inhaltlich gleich. Der Nürnberger Sammler Hans Albrecht von Derschau, mit dem Heller in regem Briefkontakt stand (vgl. JH.Comm.lit.4 und 5 der Staatsbibliothek Bamberg), besaß die Druckform, die sich heute im Berliner Kupferstichkabinett (Inv.-Nr. Derschau 040) befindet. Er ließ seine Druckstöcke 1808 abziehen und veröffentlichen (vgl. Becker 1808).