Hoffmanns Gemälde, das den Heiligen Paulus als Brustbild darstellt, greift einen Typus auf, den Dürer Jahrzehnte zuvor geprägt hatte. Im Jahr 1526 porträtierte dieser den Nürnberger Patrizier Hieronymus Holzschuher. Der Nürnberger Ratsherr, zunächst jüngerer, dann älterer Bürgermeister und später Septemvir im Hohen Rat, war mit Dürer, der selbst 1509 zum Genannten des Größeren Rats gewählt wurde, gut bekannt. Beide waren Mitglieder der Staupitz-Gesellschaft (oder Sodalitas Staupitziana), zu der auch andere namhafte Zeitgenossen wie Lazarus Spengler, Willbald Pirckheimer und Christoph Scheurl gehörten. Das Porträt, das bis 1884 in Besitz der Familie Holzschuher gewesen ist, beeindruckte als „lebendiger, einfacher und kunstreicher“ (Heller Dürer 1827 II, S. 228) Ausdruck nach der Natur. Im selben Jahr schuf Dürer sein berühmtes Diptychon „Die vier Apostel“. In der Figur des Paulus‘ erkannte beispielsweise der Bamberger Sammler und Kunstschriftsteller Joseph Heller die Züge des Hieronymus Holzschuher wieder.
Der nicht zuletzt für seine Dürer-Nachahmungen berühmte Hoffmann griff in seiner Darstellung, die trotz fehlender Attribute als Apostel Paulus identifiziert wird, den in Dürers Holzschuher-Bildnis manifestierten Typus auf. Er wählte einen nahezu identischen Bildausschnitt und adaptierte die leichte Wendung des Körpers. Auch fallen die grauen Haare des Bärtigen lose auf die Stirn, während er seinen ersten Blick fest auf die Betrachter*innen richtet.