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Einfassungslinien
Im quadratischen Holzschnitt "Christus erscheint Maria Magdalena" setzt Hans Leonhard Schäufelein die Geschichte von Maria Magdalena um, die im Morgengrauen in den Garten Gethsemane aufbrach, um den Leichnam Christi zu salben, aber dort nur noch das leere Grab vorfindet. Vor einer halbhohen Mauer zeigt er die Heilige, die beim Erkennen des auferstandenen Heilands, den sie zunächst für einen Gärtner hält, in die Knie sinkt. Im Profil dargestellt, blickt sie ungläubig auf, während sie das Salbgefäß noch in den Händen hält. Der vor ihr stehende Christus vollzieht, durch einen kreuzförmigen Strahlennimbus akzentuiert, auf eine Schaufel gestützt den Segensgestus und weist sie gleichsam an, ihn nicht zu berühren.
In ihren Dürer-Publikationen führen Adam von Bartsch, der Bamberger Sammler Joseph Heller sowie nach ihm auch Georg Kaspar Nagler das Blatt unter der Rubrik "Zweifelhafte Blätter" auf. Ein Grund für die Dürer-Nähe ist wohl sein Monogramm, das zwar Heller zufolge gesondert mithilfe eines Stempels aufgedruckt worden sei (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 754), jedoch in die Druckplatte selbst integriert ist. Der Holzstock war zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Sammlung des Nürnbergers Hans Albrecht von Derschau, wurde seinerzeit noch abgezogen (vgl. Becker 1808) und befindet sich heute im Bestand des Berliner Kupferstichkabinetts (Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. Derschau 186).