1512
AD
Der Künstler kopierte Dürers 1512 als Teil der Kupferstichpassion entstandenen Kupferstich „Christus vor Kaiphas“ von der Gegenseite. Trotz der Seitenverkehrung ist die Orientierung an der Vorlage deutlich erkennbar.
Der an den Händen gefesselte Christus wird von zwei Schergen in die Amtsstube des Hohepriesters geführt. Hinter dem Angeklagten drängen bewaffnete und geharnischte Männer in den kleinen und düsteren Raum. Wie Dürer zeigt auch der Kopist exakt den Moment des Verhörs, in dem Christus der Gotteslästerung überführt wird und Kaiphas wütend sein Gewand zerreißt.
Zwar verweisen Dürers Monogramm und Datierung auf den geistigen Schöpfer der Bildidee, doch fehlen Hinweise auf den Kopisten. Joseph Heller erwähnt 1827, dass die Platte Ende des 18. Jahrhunderts in der Sammlung des Wieners Franz Ratakowsky gewesen und später in Besitz des Bamberger Antiquars Paul Bundle gekommen sei (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 388). Da die Platte bis ins 19. Jahrhundert häufig abgezogen wurde, sind zahlreiche, auch schwache und retuschierte Exemplare in Umlauf.