Entwürfe für die Neueinrichtung des Albrecht-Dürer-Hauses ab 1879, 103642

1875 endete das Mietverhältnis des Albrecht Dürer Vereins für das ehemalige Wohnhaus Dürers am Tiergärtnertor. Die 1871 gegründete Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung folgte auf den Künstlerverein als Nutzer des Hauses, das sich seit 1825 in städtischem Besitz befand. Die Stiftung verpflichtete sich bei der Übernahme, das renovierungsbedürftige Haus wieder in Stand zu setzen. Neben baulichen Maßnahmen wie Reparaturen am Dach forcierte der Vorstand der Stiftung, dem auch Friedrich Wilhelm Wanderer angehörte, die Neugestaltung der Innenräume. Unter der Ägide Carl Alexander Heideloffs war vor 1828 die Wand zwischen den beiden östlichen Räumen des ersten Obergeschosses entfernt worden. Im Rahmen des Umbaus durch die Stiftung ab 1879 wurde die Trennwand wieder errichtet und die Innenausstattung erneuert.
Für die museale Nutzung des Hauses sollten die Räumlichkeiten den Anschein authentischer Wohngemächer Dürers erwecken, wenngleich Wanderers Entwürfe sichtlich dem Zeitgeschmack des Historismus verpflichtet sind. Zur Visualisierung der Umbaumaßnahmen fertigte er vier aquarellierte Federzeichnungen, welche die beiden östlichen Stuben aus verschiedenen Perspektiven zeigen. Nach seinen Vorstellungen ließ er Möbel und andere Einrichtungsgegenstände herstellen, beispielsweise einen Kovexspiegel mit Bezug zu Motiven aus Dürers druckgraphischem Œuvre. Wanderers Inszenierung der Lebenswelt Dürers fand nicht nur Zuspruch unter seinen Zeitgenossen. So äußerte sich beispielsweise August von Essenwein kritisch zur historisierenden Neugestaltung der vermeintlichen Wohnräume Dürers (vgl. Essenwein 1884, S. 116). Auskunft über Planung und Umsetzung der Umbaumaßnahmen geben die alten Aktenbestände der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung (Stadtarchiv Nürnberg, E6/438 II, Nr. 12).