Im Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig befindet sich eine Federzeichnung auf geröteltem Papier, die seit ihrer Einführung in die Dürer-Forschung für Diskussionen bezüglich der Urheberschaft sorgte.
Sie zeigt den heiligen Christophorus, also eine Heiligenfigur mit der sich der Künstler in verschiedenen Techniken auseinandersetzte, bis zu den Waden im Wasser gehen. Er stützt sich auf einen Stab und wendet erstaunt den Kopf zu dem Knaben, der schwer auf seinen Schultern lastet. Der kleine Heiland vollzieht den Segensgestus über dem Kopf des Riesen. Vom Flussufer aus beobachtet ein Mann mit Fackel das Geschehen. Auf der Rückseite des unten links nachträglich mit dem Namenszug "Hanns v Culmbach" versehenen Blattes ist eine Zeichnung nach dem Tanz der Gerippe aus Hartmann Schedels 1493 erschienener Weltchronik aufgebracht (vgl. Exemplar der Universitätsbibliothek Heidelberg, Sign. B 1554 B Folio INC, S. CCLXIr).
Unter anderem Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat, Friedrich Winkler und Erwin Panofsky vertraten die Ansicht, es handle sich bei dem Braunschweiger Christophorus um eine Zeichnung nach einer frühen Dürer-Zeichnung, während Eduard Flechsig sie im Frühwerk Dürers verortete. Bezüge werden sowohl zu einem seit der Nachkriegszeit verschollenen Gemälde hergestellt (Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie, Lost Art-ID 16862), das von der besitzenden Institution - im Gegensatz zu Fedja Anzelewsky in seinem Werkverzeichnis der Gemälde (Anzelewsky 1971, S. 120, 12 K) - Dürer zugeschrieben wird, als auch zu einer in der Universitätsbibliothek Erlangen aufbewahrten Zeichnung (Erlangen, Universitätsbibliothek, H62/B 183).
S. 143
S. 85, Nr. 803
S. 154, 1493/10