1490.
AD
Albrecht Dürer der Ältere wird von seinem Sohn in ein Gebet vertieft als 63-jähriger porträtiert. Sein Blick richtet sich in die Weite, während seine Hände einen Rosenkranz umfassen. Aus Ajtós - einem 1566 zerstörten ungarischen Dorf - stammend (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2019, S. 34, Anm. 17), hatte ihn seine Gesellenwanderung nach Nürnberg und in die Niederlande geführt, bevor er sich 1455 als Goldschmied in der Reichsstadt niederließ. Dort heiratete er 1467 Barbara Holper, die ihnen 18 Kinder gebar (vgl. Familienchronik Albrecht Dürers in Abschriften).
Lotte Brand Philip und Fedja Anzelewsky publizierten erstmals, dass das Florentiner Gemälde "Albrecht Dürer der Ältere mit Rosenkranz" wohl ursprünglich mit dem "Bildnis der Barbara Dürer, geb. Holper" (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Gm1160) zusammengehörte und einst ein Diptychon bildete (vgl. Brand/ Anzelewsky 1979). Auf der Rückseite ist das Allianzwappen Dürer-Holper (vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 1971, S. 53, Kat.-Nr. 82). Fast zwei Jahrzehnte später entdeckte man durch Infrarotreflektographie, dass - im Gegensatz zum Mutterbildnis - unter dem grünen Hintergrund die Entwurfszeichnung eines Rundbogens mit Landschaftsausblick verborgen liegt, woraus Forschende schlossen, dass das Vaterbildnis zuerst entstand (vgl. Hirschfelder 2012a, S. 271).
Albrecht Dürer der Jüngere malte seinen Vater nachweislich noch ein weiteres Mal. Neben dem frühen Bildnis mit Rosenkranz porträtierte er ihn Ende der 1490er Jahre im Alter von 70 Jahren. Dieses Bildnis ist zwar im Original verschollen, doch durch mehrere historische Kopien überliefert (z.B. London, The National Gallery, Inv.-Nr. NG1938).