15 AD 15
Auf die Vorderseite der Flasche aus Zinn gravierte der Kopist mit dem tanzenden Bauernpaar eine Szene, die Dürer für das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. (München, Bayerische Staatsbibliothek, 2 L.impr.membr. 64, fol. 56v) entworfen hatte. Der Bauer links balanciert einen Krug auf seinem Kopf. Die rechte Hand in die Hüfte gestemmt, reicht er die linke seiner Tanzpartnerin, die ihm gegenübersteht. Zwischen den beiden fliegt eine Libelle. Eingerahmt von einer Rose auf der linken und einer Distel auf der rechten Seite, platzierte der Kopist die Szene in einem runden, um die Figuren herum schwarz lackiertem Bildfeld und ergänzte unten Dürers Zeichen sowie das Datum 1515, das auf die Vorlage verweist.
Der eigentümliche Tanz des Bauern mit dem Krug auf dem Kopf rekurriert auf einen Nürnberger Fastnachtsbrauch (vgl. Raupp 1986, S. 173). Als direktes Vorbild dürfte dem Graveur wohl eine Reproduktion der Federzeichnung Dürers gedient haben – wie etwa die lithographische Nachbildung Johann Nepomuk Strixners, die in mehreren Auflagen im 19. Jahrhundert Verbreitung fand (vgl. Exemplar der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung, Inv.-Nr. Gr.A. 07130-45). Wie Aufnahmen des Nürnberger Fotografen Ferdinand Schmidts zeigen, befand sich die Flasche bereits in den 1880er Jahren im Albrecht-Dürer-Haus (vgl. Mende 1991b, S. 40, Abb. 32). Vermutlich wurde sie im Rahmen der Neueinrichtung der Innenräume durch Friedrich Wilhelm Wanderer angeschafft.
S. 20
S. 3, Nr. 44