Die kolorierte Federzeichnung zeigt drei nach links schreitende Männer. Die langen Gewänder und Turbane als Kopfbedeckung führten zur Betitelung als "Drei Orientalen".
Julius Janitsch machte 1883 darauf aufmerksam, dass sich die drei Figuren in einem Gemälde von Gentile Bellini finden, das eine Prozession auf dem Markusplatz in Szene setzt (vgl. Venedig, Gallerie Accademia, Inv.-Nr. 567). Seither wird die Zeichnung mit den Italienreisen Dürers in Verbindung gebracht. Während einige Forschende die zweite Italienreise als Entstehungszeit annahmen (z.B. Dodgson 1928, S. 23, Nr. 218), da Bellinis Gemälde um 1496 vollendet worden sei, vermuteten andere, dass Dürer von dessen Vorstudien kopierte (u.a. Strauss 1974 I, S. 284, 1495/12). Als Untermauerung zog man die Tatsache heran, dass die Figurengruppe ein unscheinbares und schwierig sichtbares Detail im Hintergrund des vielfiguren Gemäldes ist.
Tietzes Ansicht, dass es sich bei der nachträglich von fremder Hand monogrammierten und datierten Zeichnung um eine Werkstattarbeit handele (vgl. Tietzes 1928 I, S. 87, W7), fand kaum Anklang in der Forschungsgemeinde. Die zentrale Figur taucht in Dürers 1518 gefertigten Radierung "Landschaft mit Kanone" wieder auf.
S. 124, Nr. 1254
S. 284, 1495/12