Die erstmals 1929 von Edmund Schilling in die Dürer-Forschung eingeführte Federzeichnung, die einen "Frauenraub" vorstellt, fand vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit.
Der Künstler zeigt einen Kentauren, der auf seinem Rücken eine nackte Frau davonträgt. Mit seinem menschlichen Oberkörper hat er sich zu ihr gewandt, umschließt sie mit den Armen, während sie sich mit einem kräftigen Tritt in seinen Bauch und Reißen an seinem Haarschopf wehrt. Die Zeichnung ist weder datiert noch monogrammiert.
Über die Urheberschaft manifestierten sich verschiedene Meinungen. Erwin Panofsky und Lisa Oehler sprachen sich gegen die Autorschaft Dürers aus (vgl. Panofsky 1948 II, S. 93, Nr. 906; Oehler 1959, S. 139), doch erkannte beispielsweise Friedrich Winkler die Zeichung als "sichere Arbeit" nach italienischem Vorbild an (vgl. Winkler I, S. 107, Nr. 160). In der besitzenden Institution wird die Zeichnung als Original Dürers geführt.
S. 93, Nr. 906
S. 139
S. 228, 1494/15