Als Friedrich Winkler den "Benediktzyklus" in sein ab 1936 erscheinendes Werkverzeichnis der Dürer-Zeichnungen aufnahm, bezeichnete er ihn als „am meisten umstrittenen Teil des D.‘schen Zeichenwerkes“ (Winkler I, S. 136). Dies betraf sowohl die Autorschaft und Datierung als auch den geplanten Umfang samt Reihenfolge.
Hinter dem Zyklus verbergen sich in verschiedenen Institutionen überlieferte Entwurfszeichnungen, die seit dem 19. Jahrhundert zunächst als Vorbereitungen für Holzschnitte besprochen, doch dann als Scheibenrisse erkannt wurden (vgl. hierzu Scholz 2010, S. 257). Auftraggeber war wohl Johann Radenecker, der Abt von St. Egidien in Nürnberg, wo im 17. Jahrhundert nachweislich noch 23 Scheiben erhalten waren (vgl. ALBERTINA online).
Dass die Zeichnungen mehrmals als Vorlage für Glasscheiben dienten, belegt eine gläserne Version mit (Allianz-)Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Tetzel, die für die in St. Egidien befindliche Kapelle angefertigt wurde. Nachdem eine ehemals in Gotha befindliche Scheibe mit der Szene "Romanus legt Benedikt das Mönchsgewand an" seit 1945 als verschollen gilt (abgebildet in Scholz 2009, S. 203), sind nur noch zwei dieser von der Familie Tetzel gestifteten Scheiben erhalten (vgl. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. MM786; Boston, Isabella Stewart Gardner Museum, Inv.-Nr. C6e13).
S. 144-161
S. 11