Die Federzeichnung "Mädchen mit Fackel" wurde erstmals 1922 von Edmund Schilling erwähnt und Dürer zugeschrieben. Er sah eine Ähnlichkeit zu den sogenannten Tarocchi, einer fälschlich als Tarot-Spiel identifizierten Serie aus 50 Kupferstichen, nach der Dürer vor 1500 verschiedene Motive kopiert hatte (vgl. Schilling 1922, S. 68).
Im Zentrum steht ein Mädchen in kurzer Tunika und mit hochgesteckten Haaren. Frontal zu den Betrachter:innen gewandt, stützt sie sich auf einen am Boden stehenden Wappenschild und hält in der rechten Hand eine Kugel bzw. Fackel empor.
Die Autorschaft Dürers war bereits in den 1920er Jahren umstritten. Tietzes schlossen das damals recht neu für die Forschung entdeckte Blatt als "schwache, in den Proportionen verfehlte Zeichnung" rigoros aus dem Gesamtwerk Dürers aus (Tietzes 1928 I, S. 119, A 92), während Eduard Flechsig nur das Zeichen als nicht zeitgleich zu erkennen vermochte (vgl. Flechsig II, S. 412).
An der bis heute in Privatbesitz - zum Zeitpunkt der Aufnahme in duerer.online in schweizer Hand - befindlichen Federzeichnung konnte 2015 eine Papier- und Tintenanalyse in der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung durchgeführt werden (Prüfbericht veröffentlicht in: Schauerte 2019, S. 113-121). Das in der in diesem Zuge entstandenen Durchlichtaufnahme gut sichtbare Ochsenkopf-Wasserzeichen, das in der Forschungsliteratur zuvor missgedeutet wurde, identifizierte Thomas Schauerte als um 1499 in Leipzig verwendet. Gezeichnet wurde "ohne explizite Vorzeichnung mit einer Eisengallustinte".
S. 14, Nr. 643
S. 125, Nr. 1275
S. 68
S. 2930, XW.170