1509
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oben halbrunde Einfassung
Das Steinrelief mit dem Dürer-Monogramm und der Jahreszahl 1509 zeigt die Rückansicht einer nackten, weiblichen Figur. Sie steht mit gestreckten, überkreuzten Beinen neben einem Postament, auf dem sie sich mit dem rechten Arm abstützt, während sie in der herabhängenden Linken ein Tuch hält. Der Kopf mit den geflochtenen und hochgesteckten Zöpfen ist zur rechten Seite geneigt, sodass sich die Gesichtskonturen im verlorenen Profil abzeichnen. Die Figur wird umgeben von einer halbrunden, nischenartigen Rahmung.
Bis 1870 befand sich das kleinplastische Objekt in der Sammlung Brentano-Birckenstock. In einer Ausgabe der Kunstchronik wird im Nachgang der Versteigerung der Sammlung berichtet, dass eine von Dürer geschaffene „Nackte Frau, Kelheimer Stein, bez. 1509“ für 1200 fl. von „Hr. Posonyi“ erworben wurde (vgl. Die Auktion Brentano-Birckenstock 1870, S. 142). Spätestens 1880 muss das Relief in den Besitz von Eugen Felix gekommen sein, in dessen Sammlungsinventar es aufgeführt wird (vgl. Eye/ Börner 1880, S. 70). Über verschiedene weitere Hände gelangte es schließlich in die Kunstsammlung J. Pierpont Morgans, der seinen Nachlass dem Metropolitan Museum vermachte.
Die vermeintliche Urheberschaft Dürers – und daran anschließend die Datierung des Rückenakts – wurden jahrzehntelang von Forschenden diskutiert. Matthias Mende vermutet in dem Schöpfer des Typus einen unbekannten „Kompilator, der um 1570 entweder aus einer plastischen Vorlage der Dürerzeit seine Einzelfigur isolierte oder aus genügender Kenntnis damals noch in Nürnberg in reicher Zahl vorhandener Originale Dürers etwas Neues schuf“ (Mende 1983, S. 237). Dürers eigenes Œuvre betreffend wird der Rückenakt insbesondere in Bezug gesetzt zu der Zeichnung eines weiblichen Rückenakts von 1506 (Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 15386) sowie zu einem Studienblatt mit Adam und Eva von 1510 (Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3124; vgl. Ausst.-Kat. Ann Arbor 1971, S. 54). Unklar ist, ob das New Yorker Relief die erste plastische Verkörperung des Typus ist oder Vorläufer hatte, die womöglich über Abgüsse verbreitet wurden (vgl. Mende 1983, S. 235). Spätestens seit dem 17. Jahrhundert scheinen dem Steinbildwerk ähnelnde Gips- und Metallabgüsse in Umlauf gewesen zu sein – ein solcher befand sich beispielsweise im Kunstkammerschrank des schwedischen Königs Gustav Adolf (vgl. Böttinger 1910, S. 35).
S. 148, A 444
S. 163, Nr. 1733
S. 54, Kat.-Nr. 79
S. 378, Kat.-Nr. 698
S. 328, M 759 B
S. 132, Kat.-Nr. 74
S. 12, Nr. 978