ALBERTVS DVRER
NORENBERGENSIS
FACIEBAT POST
VIRGINIS PARTVM
1510
AD
Die Zeichnung der "Auferstehung Christi" ist eine Kopie nach einer im Original verlorenen Bildhauervorlage Dürers, von der eine Vorzeichnung als Dauerleihgabe im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt wird (vgl. Sammlung Bernhard Hausmann, Inv.-Nr. Hz5483). Bei Bildhauervorlage und Federzeichnung handelt es sich um Dürers Vorarbeiten für das Epitaph des 1510 verstorbenen Ulrich Fugger d. Ä. an der familieneigenen Gedächtnisstätte bei St. Anna in Augsburg (hierzu Paula 2010). Forschende hielten auch die Wiener Feder- und Pinselzeichnung bis weit ins 20. Jahrhundert hinein für ein eigenhändige Arbeit Dürers.
Im Hauptfeld unter dem Rundbogen schwebt der auferstandene Christus über dem Sarkophag. Den Betrachter:innen zugewandt, vollzieht er mit der rechten Hand den Segensgestus, während er sich mit der linken auf den Stab der Kreuzfahne stützt. Ihn umgibt ein Wolkenband mit geflügelten Engelsköpfchen, das vom himmlischen zum irdischen Geschehen überleitet. Während die Grabeswächter im Vordergrund in einen tiefen Schlaf gesunken sind, blicken einige weitere überrascht zu der strahlenden Erscheinung empor. In den unteren Zonen des architektonischen Bildaufbaus umgeben Fantasiewesen und Pflanzenranken eine Inschriftentafel, die auf Dürer als geistigen Schöpfer und die Jahreszahl 1510 verweist.
Das Blatt gehörte wohl mit einer Zeichnung zusammen, die das Motiv "Simson schlägt die Philister" zeigt und sich seit 1877 im Berliner Kupferstichkabinett befindet (Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 18). Forschende meinten, sie bis ins 18. Jahrhundert gemeinsam nachweisen zu können (vgl. Mechel 1783, S. 231, Nr. 6). Während die meisten Autoren bis ins 21. Jahrhundert hinein die beiden Blätter mit einer Nennung im Imhoff-Inventar in Zusammenhang brachten (vgl. auch Heller Dürer 1827 II, S. 80, Nr. 22), schlägt Christof Metzger vor, dass die heute als Originale interpretierten Bildhauervorlagen inkl. Todessymbolik gemeint gewesen sein müssten, von denen sich die eine in Berlin erhalten hat, die andere aber verschollen ist (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2019, S. 472, Dok. 5, S. 473, Dok. 8, 11). Die Provenienz ist damit nicht eindeutig geklärt.
Die besprochene Wiener "Auferstehung Christi" gilt heute - ebenso wie ihr Berliner Pendant - als um 1600 entstandene Kopie der Dürer-Renaissance (vgl. Ausst.-Kat. Berlin 2023, S. 193, Kat.-Nr. 73). Eine immer wieder in der Literatur erwähnte weitere Kopie befindet sich im Louvre (Paris, Louvre, Inv.-Nr. 18593, Recto).
S. 231, Nr. 6
S. 16, Nr. 520
S. 25, Nr. 168
S. 157, W 79
S. 145, Nr. 1539
S. 249
S. 278, Nr. 76
S. 1240, 1510/22
S. 61, 63
S. 272-273, Dok. 5, 8, 11