Die dezent lavierte Federzeichnung des Reichsapfels gehört zu mehreren Vorarbeiten, die Dürer um 1510 für die beiden Tafelbilder der Kaiser Karl und Sigismund anfertigte (Nürnberg, Kunstsammlungen der Stadt, Inv.-Nr. Gm167 und Gm168), die der Nürnberger Rat bei ihm für die Heiltumskammer in Auftrag gab. Diese befand sich im Schopperschen Haus am Nürnberger Hauptmarkt. In ihr wurden die Reichskleinodien zu ihrer jährlich stattfindenden Präsentation vor dem Volk, der sogenannten Heiltumsweisung, aufbewahrt.
Der weder datierte noch monogrammierte Entwurf zum Reichsapfel zeigt den größeren der beiden einfacheren von den insgesamt drei zu Dürers Zeit in Nürnberg aufbewahrten Reichsäpfeln (vgl. Zink 1968, S. 78) und unterscheidet sich von demjenigen in der gemalten Umsetzung. Als die Reichskleinodien 1796 zum Schutz vor der französischen Rhein-Mosel-Armee über Passau nach Wien gebracht wurden, wo sie auch verblieben (heute Wien, Schatzkammer, Inv.-Nr. WS XIII 2), gingen die beiden einfacheren Reichsäpfel verloren.
Ebenso wie zum Reichapfel haben sich auch Detailstudien zu Zeremonienschwert und Reichskrone in Nürnberg erhalten (vgl. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Hz2574, Hz2575).
S. 20, Nr. 168
S. 61, Nr. 438
S. 105, Nr. 1012
S. 1220, 1510/9