Die erst 1928 in die Dürer-Forschung eingeführte Zeichnung der "Heiligen Familie mit Engeln" gehört zu den bedauerlichen Kriegsverlusten von 1944, die von der Universitätsbibliothek Warschau zu beklagen sind (vgl. Sawicka/ Sulerzyska 1960, S. 40, Nr. 62, Tafel 2). Heute ist das Blatt nur durch Reproduktionen in kunstwissenschaftlichen Büchern überliefert.
Der Künstler zeichnete Maria, die mit dem nackten Christuskind in ihren Armen auf dem Boden sitzt. Ihre langen gelockten Haare sind durch ein Haarband zurückgehalten, ihr ausladendes Gewand ist in Falten um sie drapiert. Während sie sanft ihr Gesicht mit dem des Knaben zusammenführt, adorieren und musizieren geflügelte Englein zu ihrer rechten Seite. Durch den Verzicht auf Heiligenscheine wird die Innigkeit der Mutter-Kind-Beziehung betont. Etwas abseits der Hauptgruppe steht ein bärtiger Mann, der zumeist als Joseph identifiziert wurde. Friedrich Winkler war der Ansicht, dass der Mann bereits vor den übrigen Figuren gezeichnet worden war und in die Komposition eingepasst wurde (vgl. Winkler III, S. 12, Nr. 524). Walter L. Strauss zweifelte an der Eigenhändigkeit Dürers und stufte das Blatt als Werkstattarbeit ein (vgl. Strauss 194 VI, S. 3044, XW.524).
Unten rechts ist die Sammlermarke von A. Bourduge (L.70).
S. 13, Nr. 801
S. 67, Nr. 467
S. 40, Nr. 62, Tafel 2
S. 3044, XW.524