schwarze Einfassung
Der Künstler kopierte einen Kupferstich Lucas van Leydens mit "Christus am Kreuz" von 1516 gegenseitig und in verkleinertem Format. Weder Monogramm noch Jahreszahl verweisen auf den geistigen Schöpfer der Vorlage. Auch den Kreuzestitel übernahm der Kopist nicht. Maria und Johannes flankieren den Gekreuzigten, der leicht nach rechts gedreht ist. Während Johannes in einer Geste der Trauer die Hand zu seinem rechten Auge führt, hält die Gottesmutter den Kopf gesenkt.
Der in Nürnberg verwahrte Abzug der Kreuzigung (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung, Inv.-Nr. Gr.A. 07804-08) wurde zusammen mit sieben weiteren Blättern gleichen Formats und mit nahezu identischer schwarzer Rahmung erworben (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung, Inv.-Nr. Gr.A. 07804-01 bis Gr.A. 07804-07). Die anderen Darstellungen folgen Szenen aus Dürers Kupferstichpassion von 1511. Der Kopist übernahm großteils auch Dürers Monogramm sowie die Jahreszahl, wodurch sich diese sieben Passionsszenen signifikant von "Christus am Kreuz" nach van Leyden unterscheiden. Joseph Heller und Walter L. Strauss listeten die jeweiligen Kopien nach Dürers Kupferstichpassion in ihren Werkverzeichnissen (vgl. z.B. "Die Dornenkrönung", Heller Dürer 1827 II, S. 365, Nr. 264 und TIB X Kommentar.1001 009 C19). Im Falle der Kreuzigungsszene bleibt aufgrund fehlender Abbildungen unklar, ob sich Heller und Strauss auf eine ebenso eng an Dürer orientierte Kopie bezogen (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 374, Nr. 338 und TIB X Kommentar.1001.013 C18) oder ob sie - aufgrund der formal scheinbar zusammenhängenden Folge - die Szene nach Lucas van Leyden meinten.