Die Silberstiftzeichnung "Weiblicher Kopf mit geöffnetem Mund" ist bereits in der ab 1827 erschienenen Dürer-Monographie des Bamberger Sammlers Joseph Heller erwähnt (vgl. Heller Dürer 1827 I, S. 123, Nr. 16). Zu Beginn der 1820er Jahre war sie noch in Besitz des Wieners Joseph Grünling, der für Hellers Publikation eine Aufstellung seiner eigenen Dürer-Zeichnungen durchkorrigierte (Bamberg, Staatsbibliothek, Sign. JH.Msc.Art.40, 3r, Nr. 16). Über den Hamburger Kunsthändler Ernst Georg Harzen war das Blatt aus der Sammlung Grünlings in die des Bremer Senators Hieronymus Klugkist gelangt. Der Mitbegründer des Bremer Kunstvereins vererbte diesem seine Kunstsammlung, sodass sie später in den Bestand der dortigen Kunsthalle überging. Die Zeichnung gehört zu den 1943 zu ihrem Schutz ausgelagerten Kunstwerken, die von Viktor Baldin, einem Offizier der Roten Armee, im Keller von Schloss Karnzow in Brandenburg aufgefunden und in die Sowjetunion überführt wurden.
Der Künstler zeigt das Brustbild einer Frau: Die offenen langen Haare rahmen ihr leicht zur Seite gewandtes Gesicht mit geöffnetem Mund und stark seitwärts schielenden Augen, dessen Ausdruck als "schmerzhafte Empfindung" (JH.Msc.Art.40, 3r, Nr. 16) interpretiert wurde. Datierung und Monogramm sind nachträgliche Hinzufügungen von fremder Hand.
Friedrich Winkler hielt in seinem Verzeichnis des Jahres 1938 die Beobachtung fest, die Zeichnung sei "auffallend wenig beachtet worden" (Winkler III, S. 27, Nr. 554). Die Zuschreibung an Dürer war nicht unumstritten, so wurde sie die Urheberschaft gelegentlich bezweifelt (vgl. Strauss 1974 VI, S. 3046, XW.554) oder wurde gar ausgeschlossen (Tietzes 1938 II, A 269).
A 269
S. 117, Nr. 1162
S. 624
S. 3046, XW.554
S. 134, Anm. 25
S. 74, Kat.-Nr. 16