Die gemeinhin als "Jakob Fugger der Reiche" betitelte Kohlezeichnung ging 1916 als Schenkung in den Bestand der Berliner Sammlung über. Wiederholt wurde auf ihre prominente Provenienz verwiesen, so soll sie Teil der Sammlung von Joachim von Sandrart (vgl. Sandrart TA 1675 I, 25), des Praunschen Kabinetts (vgl. Murr 1797, S. 11, Nr. 91) oder auch der Privatsammlung des Kunsthistorikers Moritz Thausing gewesen sein. Der Dürer-Forscher hielt 1884 fest, dass er sie von Barthold Suermondt bekommen habe, der sie "in Amsterdam entdeckt [hatt]e" (vgl. Thausing 1884 I, S. 194).
Die Zeichnung soll als eines von mehreren Porträts entstanden sein, die Dürer während des Augsburger Reichstags 1518 anfertigte, an dem er als Teil der Nürnberger Delegation teilnahm. Hierfür fehlen allerdings konkrete Belege und aufgrund des verwendeten Papiers wird sie zuweilen eher in das Jahr 1525 datiert (vgl. Strauss 1974 IV, 2300, 1525/15).
Gemeinhin gilt sie als Vorarbeit für ein Gemälde, das in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ist (vgl. Inv.-Nr. 717). Auf der großformatigen Zeichnung, deren schlechter Erhaltungszustand immer wieder Erwähnung findet (vgl. Winkler III, S. 35, Nr. 571), sind sogar Pausspuren in Form von Ritzlinien nachweisbar (vgl. Best.-Kat. München 1998, S. 472). Bezüglich des Münchner Gemäldes äußerten Forschende seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Zweifel an der Eigenhändigkeit Dürers und darüber hinaus - auch die Zeichnung betreffend - an der Identität des Dargestellten. Nicht zuletzt, da verschiedene Gemälde desselben Motivs in unterschiedlichen Sammlungen vorhanden sind, meinten manche Forschende in der Münchner Tüchleinmalerei eine Kopie nach einem verlorenen Original Dürers zu erkennen (vgl. Best.-Kat. München 1998, S. 473). Zudem ist der Dargestellte weder auf diesen "Kopien" noch auf der Berliner Zeichnung benannt. Nachdem im Nürnberger Ausstellungskatalog des Jahres 1928 die "Bezeichnung Jakob Fugger der Reiche" als "nicht gesichert" artikuliert wurde (vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 1928, S. 58, Nr. 65), kommentierte dies Friedrich Winkler im Folgejahr als "nicht zutreffend" (Lippmann/ Winkler 1929 VII, S. 18, Nr. 826). Er zog zur Identifikation eine Silberstiftzeichnung Hans Holbeins d.Ä. heran (vgl. Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2518). Auch äußerte er die Vermutung, dass sich ursprünglich ein Textfeld oberhalb des Brustbilds vor dunklem Grund befunden habe (vgl. Winkler III, S. 35, Nr. 571).
Die Zuschreibungsdiskussion um das Gemälde hatte nur zurückhaltend Einfluss auf die Beurteilung der Zeichnung. Franz Stadler, der ihr 1936 die Autorschaft Dürers aberkannte (vgl. Stadler 1936, Nr. 137), blieb auffallend alleine mit dieser Forschungsmeinung.
S. 18, Nr. 826
Nr. 137
S. 132, Nr. 714
S. 106, Nr. 1023
S. 2300, 1525/15
S. 472