1519
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Die Albertina hat eine großformatige Zeichnung in ihrem Bestand, die "Agnes Dürer als heilige Anna" zeigt. Obgleich die Pinselzeichnung auch unter weniger individualisierenden Titeln, wie "Halbfigur eine Matrone" (Best.-Kat. Wien 1933 VI, S. 21, Nr. 136), veröffentlicht wurde oder manch ein Kunsthistoriker "keine Ähnlichkeit mit Agnes Dürer" (Musper 1952, S. 224, Anm. 14) festzustellen vermochte, sind die Porträtzüge heute zumeist anerkannt. Zum visuellen Abgleich wird gerne ein Blatt aus dem Silberstiftzeichenbuch der niederländischen Reise herangezogen (Wien, Albertina, Inv.-Nr. 22385r), auf dem Dürer seine Frau porträtierte und eigenhändig identifizierte (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2003, S. Wien 2003, S. 478-480). Bei der Pinselzeichnung wird gemeinhin angenommen, dass Agnes ihrem Mann während der Vorarbeit zu einem Gemälde Modell stand, das der Nürnberger Kaufmann Linhart Tucher bei ihm in Auftrag gegeben hat - eine 1519 vollendete "Anna Selbdritt" (New York, Metropolitan Museum, Inv.-Nr. 14.40.633).
Der Künstler zeigt sie frontal zu den Betrachter:innen gewandt vor dunklem Grund. Der Kopf ist leicht zu ihrer linken Seite geneigt und von einem fein ausgearbeiteten Tuch umhüllt, sodass der Blick auf das ausdruckstarke Gesicht gelenkt wird. Die Tatsache, dass der untere Teil der Zeichnung nicht ausgeführt ist, gilt als Beleg dafür, dass Dürer zum Zeitpunkt der Entstehung das Gesamtkonzept des Gemäldes bereits vor Augen hatte (vgl. Ausst.-Kat. New York/ Nürnberg 1986, S. 326, Kat.-Nr. 143) - anstelle der Aussparung fügte er Maria und das Christuskind ein. Datierung und Monogramm befinden sich auf einem Papierstück, das oben rechts aufgeklebt wurde.
Ob der Hintergrund der Pinselzeichnung nachträglich geschwärzt wurde, ist unklar (vgl. ALBERTINA online, Stand: 28.02.2025).
S. 25, Nr. 560
S. 21, Nr. 136
S. 137, Nr. 734
S. 108, Nr. 1049
S. 366, Nr. 117
S. 1764, 1519/5
S. 150, unter Kat.-Nr. 43