1511
AD
Im Bestand der Albertina in Wien befindet sich eine in das Jahr 1511 datierte Federzeichnung, die in skizzenhaftem Charakter die Ereignisse auf dem Kalvarienberg als vielfigurige Szene zeigt.
Die obere Hälfte ist in brauner Tinte gezeichnet. Dort ragen die drei Kreuze empor. Soldaten zu Pferd sind am Fuß des Kreuzes Christi, darunter Longinus, der ihm mit langer Lanze die Seitenwunde zufügt, während Maria Magdalena trauernd am Kreuzstamm zusammensinkt. Die untere Hälfte ist mit schwarzer Tinte gezeichnet. Hier sind - neben den Soldaten, die um das Gewand Christi spielen - zahlreiche fast alltägliche Szenen zu sehen.
Die verschiedenfarbig erscheinenden Tinten wurden wiederholt in der Forschung besprochen. So interpretierte sie Joseph Meder als bewusst verwendet zur Gestaltung des Tiefenraumes, Friedrich Winkler als Indiz für zwei Entstehungszeitpunkte oder die Tietzes als sichtbaren Alterungsprozess von unterschiedlich zusammengesetzten Tinten (vgl. Koschatzky/ Strobl 1971, S. 288, Nr. 81). In jüngerer Zeit meinte man darin eine Trennung der inhaltlichen Ebenen zu erkennen (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2003, Kat.-Nr. 133).
Die Zeichnung wurde mit einer weiteren etwa formatgleichen aus dem Albertina-Bestand, eine "Kreuztragung" (Inv.-Nr. 4851) vorstellend, in Zusammenhang gebracht.
S. 17, Nr. 523
S. 17, Nr. 102
S. 66, Nr. 460
S. 288, Nr. 81
S. 1262, 1511/5