1514
AD
Die Federzeichnung "Bischof mit zwei Diakonen und Tod" ist unten mittig in das Jahr 1514 datiert und mit Monogramm versehen.
Der Zeichner zeigt die Figuren blattfüllend. In einem angedeuteten sakralen Innenraum schreitet ein Bischof mit Mitra, Stab und Buch. Begleitet wird er von einem Skelett mit Schaufel, das ihm im Gespräch zugewandt ist. Zwei weitere Männer folgen dem Paar mit skeptischen Blicken.
Die Dargestellten wurden zuweilen als Heiliger Fridolin in Begleitung des Ursus interpretiert, den er von den Toten auferweckt hatte, um ihn Zeugnis ablegen zu lassen (vgl. Flechsig II, S. 459; Winkler III, S. 45, Nr. 582). Tietzes, die sich insgesamt gegen eine Urheberschaft Dürers aussprachen, lehnten dies - ebenso wie die Heiligen-Identifikationsversuche für die beiden Diakone - ab. Ihnen zufolge handele es sich vielmehr um eine von Totentänzen inspirierte Szene, denn um die Darstellung eines individualisierten Toten (vgl. Tietzes 1937 II, S. 161, W93).
Ehemaliger Besitzer des Blattes ist Franz Koenigs, dessen Sammlung seit 1935 im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam lagerte. Seitdem die Zeichnung im Herbst 1940 gemeinsam mit einem Konvolut aus über 500 Werken widerrechtlich von Daniel G. van Beuningen an Hans Posse, den Sonderbeauftragten Hitlers für das in Linz geplante Führermuseum, veräußert wurde, gilt sie als verschollen (vgl. Elen 1989, S. 14, Nr. 153). Eine Kopie findet sich in Bayonne (vgl. Musée Bonnat-Helleu, Inv.-Nr. 675).
S. 12, Nr. 794
S. 161, W 93
S. 91, Nr. 882
S. 1432, 1514/20