Ein unbekannter Maler porträtiert in diesem Tafelgemälde Jakob Fugger den Reichen als Brustbild im Dreiviertelprofil vor einem dunklen Hintergrund. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Gemälde fälschlicherweise Hans von Kulmbach zugeschrieben (vgl. Ausst.-Kat. Frankfurt am Main/ Wien 2023, S. 275). Die Tafel reiht sich in eine Reihe von gemalten Bildnissen des Augsburger Patriziers ein, deren Entstehungsreihenfolge und Bezüge in der Forschung bis heute diskutiert werden. Ausgangspunkt für die Fugger-Porträts bildet Dürers Kohlezeichnung, die er im Rahmen des Augsburger Reichstags von 1518 anfertigte (Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 8465). Diese diente Dürer wiederum als Vorlage für ein Tüchlein-Gemälde mit hellblauem Hintergrund, das sich als Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in Augsburg befindet (Augsburg, Staatsgalerie, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. 717). Zuletzt wurde häufiger vermutet, dass es sich dabei um ein modello für eine finale, heute verschollene Version des Bildnisses auf Holz handelt (vgl. Best.-Kat. Dürer München 1998, S. 473; Ausst.-Kat. Frankfurt am Main/ Wien 2023, S. 275). Ähnlich ging Dürer im Falle des Porträts Kaiser Maximilians I. vor (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Gm169; Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. 825). Dabei sei dieses Tafelgemälde eine Kopie des verschollenen Gemäldes, genauso wie eine weitere, deckungsgleiche Kopie in süddeutschem Privatbesitz (vgl. Strieder 1981, S. 242; Ausst.-Kat. Frankfurt am Main/ Wien 2023, S. 275). Die Berliner Tafel ähnelt dem Nürnberger "Tüchlein", weist jedoch hinsichtlich des Bildausschnittes und der Kleidung des Porträtierten Unterschiede auf. So trägt Fugger auf der Kopie eine Schaube aus Seidendamast mit eingewebtem Granatapfelmuster und Kragen aus Seide, eine weitaus detaillierter ausgearbeitete Goldhaube und auch der sichtbare linke Unterarm und die Hand am unteren Bildrand finden sich im Nürnberger Tüchlein nicht.
S. 255, Nr. 144K
S. 469, Anm. 24