Die mit Wasserfarben ausgetuschte Federzeichnung "Hermes als Allegorie der Beredsamkeit" ist Teil eines Klebebandes, der in die Kalbslederbindung eingeprägt den goldenen Schriftzug "KVNSTBVCH Albrecht durers von Nürmberg" trägt (Kunstbuch Albrecht Dürers, KHM, Kunstkammer, 5127). Er enthält 230 Kunstblätter, zusammengesetzt aus 82 Tiefdrucken und 134 Holzschnitten Dürers, exkl. einer Kopie, sowie 13 Zeichnungen, von denen wiederum acht von Dürer selbst stammen. Das Kunstbuch ist damit eine der ältesten monographischen Graphiksammlungen überhaupt (vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 2017a, S. 191).
Der Künstler verbildlicht eine Legende, derzufolge Hermes mit einer goldenen Kette, die aus seinem Mund in die Ohren von Zuhörer:innen reicht, diese hinter sich herzieht (vgl. Ausst.-Kat. Wien 1994, S. 97). Der Götterbote schwebt, ausgestattet mit den charakteristischen Attributen wie Flügelschuhen, -hut und Caduceus, oberhalb eines Wolkenbandes, während die Zuhörer:innen ihm am Boden folgen.
Tietzes argumentierten gegen die Urheberschaft Dürers und beurteilten die Zeichnung als Werkstattarbeit (vgl. Tietzes 1938 II, W 91).
W 91
S. 1460, 1514/35