1503
AD
Das oben mittig mit Monogramm und Jahreszahl versehene Gemälde zeigt Maria, die das Christuskind stillt. Der schwarze Hintergrund lenkt den Blick unmittelbar auf die beiden Protagonisten, die sich mit ihren hellen Gewandtönen und Inkarnat kontrastreich abheben. Dabei präsentiert uns Dürer das Bildmotiv der „Maria lactans“ als profan anmutende, innige Momentaufnahme zwischen Mutter und Kind, die den Fokus auf die menschliche Beziehung der beiden legt – eine Tendenz, die sich in vielen Mariendarstellungen Dürers um 1500 feststellen lässt und auf die Funktion der Tafel als privates Andachtsbild hindeutet.
Die Provenienz des Bildes ist nicht eindeutig belegbar. Angenommen wird, dass es sich bei dem Gemälde um eins der zwei Marienbilder handelt, die Kaiser Rudolf II. 1600 von Francois Perrenot mit anderen Werken aus der umfangreichen Sammlung seines Onkels Antoine Perrenots erwarb (vgl. Ausst.-Kat. Wien 2003, S. 282; Ausst.-Kat. Nürnberg 2012, S. 232).
Bereits Thausing vermutet den direkten Einfluss Jacopo de’ Barbaris auf Dürers Madonnentafel (vgl. Thausing 1884 I, S. 304); dem folgt u.a. auch Anzelewsky, der direkte Parallelen zu de‘ Barbaris Gemälde „Das ungleiche Paar“ von 1503 (Philadelphia, Philadelphia Museum of Art, Inv.-Nr. Cat. 167) sieht (vgl. Anzelewsky 1991 I, S. 178). Inwiefern ein direkter Austausch zwischen de‘ Barberi, der sich seit Ende April 1500 für ein Jahr in Nürnberg und 1503 bis 1505 in Wittenberg aufhielt, und Dürer bestand, bleibt ungeklärt (vgl. Ausst.-Kat. Nürnberg 2012, S. 326).
In Dürers Gesamtwerk wurde vor allem die „Maria mit den vielen Tieren“ (Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3066) mit dem Gemälde in Verbindung gebracht, denn die Kopfpartie samt Schleier, blondem, gewellten blonde Haar und die Kopfhaltung ähneln sich stark.
S. 72, Nr. 243
S. 43, Nr. 128