1.
Componirt v. Simon Wagner.
Lith: von. Joh. Williard. 1828.
Mein Vater lehrte mich das Goldschmidt=Werk, und da ich nun sauberlich arbeiten konnte, trug
mich bein Lust mehr zu der Malerey, denn zu dem Goldschmidt=Werk, das hielt ich meinem
Vater für; aber er war nicht wohl zufrieden, denn ihm reute die verlohrene Zeit, die ich mit
Goldschmidt=Lehr hatte zugebracht.
Gedr: in der Königl: Steindruckerei in Dresden.
gedruckte Einfassungslinien
Nach zeichnerischen Entwürfen Simon Wagners fertigte Johann Williard sieben Federlithographien, die verschiedene Stationen aus dem Leben Albrecht Dürers illustrieren. Mit einem Vorwort von Johann Gottlieb von Quandt erschien die Folge 1829 in Dresden. Die erste Szene zeigt Dürer als Knaben, wie er in der väterlichen Werkstatt das Goldschmiedehandwerk erlernt. Albrecht Dürer d. Ä. sitzt rechts auf einem Hocker und spricht zu seinem Sohn links, der auf einen Tisch gestützt an einer Zeichnung arbeitet und dabei zum Vater emporblickt. Unterhalb des Bildfelds erläutert eine Inschrift die Darstellung, die auf Friedrich Campes 1828 veröffentlichten "Reliquien Albrecht Dürers" beruht (vgl. Campe 1828, S. 7). Als Quelle verwendete Campe unter anderem die Bamberger Abschrift der Familienchronik, die er bei der Beschreibung von Dürers Goldschmiedelehre wortgetreu übernahm (vgl. Staatsbibliothek Bamberg, Sign. JH.Msc.Art.50, fol. 5v).
Die druckgraphische Folge der Lebensstationen Dürers entstand wohl als Reaktion auf die Transparente der Nürnberger Dürer-Feier von 1828, geschaffen von einer Gruppe Münchner Künstler um Peter von Cornelius, die sich ebenfalls auf Campes "Reliquien" bezogen hatten (vgl. Ausst.-Kat. Göttingen/ Rom 2025, S. 272). Wagner wählte zum Teil jedoch andere Geschehnisse aus Dürers Leben für seinen Zyklus aus – so auch die Lehre beim Vater.
S. 274, Kat.-Nr. 58 a