Einfassungslinien
Der Künstler kopierte Dürers 1520 entstandenen Kupferstich "Die Jungfrau mit dem Wickelkind". Obwohl er das Motiv in die Technik des Holzschnitts übersetzte, ist die Orientierung an der Vorlage deutlich zu erkennen.
Die Muttergottes sitzt frontal zu den Betrachter*innen gewandt und hält den schlafenden Jesusknaben auf ihrem Schoß. Dargestellt als Fatschenkind ist er so gewickelt, dass nur sein Gesicht herausschaut. Die Figuren nehmen den Bildausschnitt nahezu vollständig ein, wobei die Szene durch ihre strahlenden Nimben erhellt wird. Marias besorgter Blick scheint auf das kommende Geschehen vorauszudeuten. In den Hintergrund erstreckt sich eine Landschaft.
Während das Monogramm an den geistigen Schöpfer der Bildidee erinnert, weisen das ligierte Zeichen und das "Schneidemesser" (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 417, Nr. 589) Christoffel van Sichem als Kopisten aus. Gemeinsam mit weiteren Kopien nach verschiedenen Künstlern diente der Holzschnitt 1646 und 1648 als Illustration der in Antwerpen und Amsterdam bei Pieter Jacobsz Paets publizierten Bücher "Het Nieuwe Testament ons salichmaeckers Iesu Christi" (hier S. 115) und "t' Schat der zielen, Dat Is: Het geheele leven ons Heeren Iesu Christi Naer de vyer Euangelisten" (hier S. 60).