1514
AD
Bereits im Jahr 1514 stach Dürer den Kupferstich "Der Apostel Paulus" als Teil seiner nie vollendeten Apostelserie.
Paulus, der in ein ausladendes Gewand gekleidet ist, steht aufrecht vor einem Mauerstück und hält ein aufgeschlagenes Buch in den Händen. Zwar weist er mit dem Finger auf die Seiten, doch seinen Blick wendet er gedankenverloren in die entgegengesetzte Richtung. Das Haupt ist durch einen strahlenden Nimbus akzentuiert. Unscheinbar liegt das Schwert, das Werkzeug seines Martyriums, zu seinen Füßen.
Dass im Kupferstichkabinett Berlin ein früher Abzug, noch ohne die Mauer, sowie zahlreiche Studien und Alternativentwürfe in diversen Institutionen erhalten sind (z.B. Erlangen, Universitätsbibliothek, Sign. H62/B 167, Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3153 oder Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5022), wird als ausdauerndes Ringen des Künstlers um die Komposition interpretiert (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 191, Nr. 74). In ein Gebetbuch aus der ehemaligen Bibliothek der Fürsten zu Oettingen-Wallerstein, das heute in der Universitätsbibliothek Augsburg (Sign. Cod. I.3.8° 10) aufbewahrt wird, ist ein Exemplar des Kupferstichs eingebunden und überliefert einen frühen Verwendungszweck.