Einfassungslinien
Unabhängig von seinen Passionsfolgen setzte Dürer das Motiv „Christus am Ölberg“ im Jahr 1515 als Einzelblatt um.
In der Nacht vor seiner Kreuzigung betet Christus im Garten Gethsemane, während seine Jünger Jakobus, Johannes und Petrus etwas abseits im Schutz des Ölbaums schlafen. Dem Betenden erscheint ein Engel mit Leidenskelch. Im Hintergrund sind bereits die nahenden Kriegsknechte sichtbar.
Es sind mehrere Zeichnungen des Motivs von Dürers Hand erhalten, die von Forscher*innen mit der Radierung in Beziehung gebracht werden, darunter auch die direkte Vorzeichnung (Wien, Albertina, Inv.-Nr. 3141). Bei der druckgraphischen Umsetzung handelt es sich um einen frühen Versuch der Eisenradierung. Die Technik ist nur sechs Mal im Gesamtwerk Dürers nachzuweisen. Obwohl aufgrund des leicht rostenden Eisens von einer geringen Zahl an guten Abzügen ausgegangen wird, existiert eine wohl ungeahnte Fülle. Die heute mit einem goldgelben Überzug versehene Radierplatte hat sich in der Staatsbibliothek Bamberg erhalten. Die 138 Abzüge, die gemeinsam mit der eisernen Druckform und dem übrigen Nachlass des Sammlers Joseph Heller in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek Bamberg übergingen (vgl. SBB, Msc.Misc.177(2) sowie nachweisbare Druckkampagnen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts lassen vermuten, dass die Platte wiederholt behandelt worden sein muss. Von der Neuzeit bis in die Moderne sind sowohl Druckaufträge als auch Reinigungen mithilfe von Schriftquellen belegbar.