"Der orientalische Herrscher" ist nur in einem Exemplar nachweisbar, das wohl in den 1560er Jahren, also lange nach Dürers Tod, von unvollendeter Platte abgezogen wurde.
Ein Herrscher, mit Insignien der Macht ausgestattet, sitzt frontal zu den Betrachter*innen gewandt auf einem Thron. Während die Draperien seines Gewandes, das Knie und Beine umspielt, bereits mit einer Binnenzeichnung versehen sind, verharrt der Kupferstich im oberen Bereich in Konturlinien. In der National Gallery of Art in Washington ist die Zeichnung erhalten, die dem Kupferstich wohl als Basis diente (vgl. Inv.-Nr. 1972.22.1.a).
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der unvollendete Tiefdruck im Gesamtwerk Dürers verortet. Laut Rainer Schoch ist es aufgrund der späten Entstehung des unikalen Abzugs allerdings nicht auszuschließen, dass es sich um das Werk eines Dürer-Verehrers nach dessen Zeichnung handelt. (Schoch/ Mende/ Scherbaum, S. 50, Nr. 11)