Kalkrewt
Dürers „Ansicht des Dorfes Kalchreuth“ entstand wohl gemeinsam mit einem weiteren Aquarell der fränkischen Ortschaft, das im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt wird (Inv.-Nr. KdZ 5).
Von leicht erhöhtem Standpunkt eröffnet der Künstler den Betrachter*innen einen Blick über die Hausdächer des Dorfes, die sich in eine durch zwei Staffagefiguren angereicherte Landschaft schmiegen. Als Teil eines Konvoluts gelangte das Blatt über den Hamburger Kunsthändler Ernst Georg Harzen aus der Sammlung des Wieners Joseph Grünling in die des Bremer Senators Hieronymus Klugkist. Der Mitbegründer des Bremer Kunstvereins vererbte diesem seine Kunstsammlung, sodass sie später in den Bestand der dortigen Kunsthalle überging.
Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich darunter auch das Aquarell der Ortsansicht, ist jedoch seit der Kriegsauslagerung verschollen.
Dank verschiedener Kampagnen, die das Ziel hatten, Unikales einem kennerschaftlichen Publikum zugänglich zu machen, ist das Erscheinungsbild sogar in Farbe überliefert. So war eine Reproduktion der Zeichnung 1919 Teil der „Drucke der Marées-Gesellschaft 17“. Die mit Text von Emil Waldmann unter dem Titel „Die Landschaften der Jugend“ erschienenen Reproduktionen wurden auch in limitierter englischer und französischer Ausgabe herausgegeben (vgl. Bibliothek der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V., Inv.-Nr. 1983/031). Die Reproduktion gibt den Kriegsverlust samt Dürers handschriftlicher Ortsangabe, von fremder Hand nachträglich aufgesetztem Künstler-Monogramm und Sammlerstempel des Wieners Joseph Grünling wieder.