Georg Pencz kopierte den "Heiligen Hieronymus" in Öl, den Dürer 1521, während seiner Reise in die Niederlande gefertigt hatte. Bei seinem Besuch in Antwerpen zeichnete Dürer mehrfach einen 93-Jährigen, dessen Antlitz der Darstellung des Heiligen zugrunde liegen soll. Das Gemälde, in dem die Topoi des Gelehrtenbildnisses und religiösen Sujets miteinander verschmelzen, gehört zu den am häufigsten kopierten Werken Dürers.
Pencz adaptierte die Figur des Heiligen, deren Haltung und Gestik, doch veränderte er seine Umgebung. Während der Kirchenvater seinen Kopf auf die rechte Hand stützt, tippt er mit dem Zeigefinger der anderen auf einen Totenschädel, wobei er den Blick fest auf die Betrachter*innen richtet. Das aufgeschlagene Buch und die Schreibfeder sind anders arrangiert als in der Vorlage sowie um eine Brille ergänzt. Auf das Kruzifix, das sich bei Dürer hinter dem Heiligen befindet, verzichtet der Kopist vollständig. Anstelle dessen ist ein gemalter Zettel mit Hinweisen auf den Maler und das Entstehungsjahr der Kopie in die Darstellung integriert, wobei nichts auf Dürer als den geistigen Schöpfer der Bildidee hindeutet.