1521
AD
Auf seiner Reise in die Niederlande malte Dürer 1521 einen "Heiligen Hieronymus" in Öl und schenkte ihn Rodrigo Fernandez d’Almada, dem portugiesischen Faktor in Antwerpen. Vorbereitend für dieses Gemälde entstanden mehrere Detailstudien sowie ein Porträt des Auftraggebers. Diese Zeichnungen haben sich in unterschiedlichen Institutionen erhalten.
Das Berliner Blatt, das oben links mit der Jahreszahl "1521" und Dürers Monogramm versehen ist, zeigt wohl den Kopf des 93-jährigen Mannes, der dem Künstler in Antwerpen Modell für seine Darstellung des Kirchenvaters saß. Das faltige Gesicht wird von einem langen Bart und ungebändigten Haaren gerahmt. Eine Mütze auf dem Haupt blickt er mit wachen Augen auf die Betrachter*innen. Ebenso wie das Gemälde ist auch die Bezahlung des Alten im sogenannten "Tagebuch der niederländischen Reise" erwähnt, das durch zwei frühneuzeitliche Abschriften überliefert ist (vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden Akten 145/15b, 18 sowie Staatsbibliothek Bamberg, JH.Msc.Art.1#1).
Obwohl sich das Gemälde bis in die 1880er Jahre in Privatbesitz der Familie d‘ Almadas befand (seit 1888 Lissabon, Museu nacional de Arte antiga, Inv.-Nr. 828), gibt es zahlreiche Kopien und Rezeptionen der Dürer’schen Bilderfindung (vgl. Held 1930, S. 87). Elfried Bock, ein ehemaliger Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts, ordnete die Zeichnung 1921 zwar als Kopie ein (vgl. Bock 1921), doch fand diese Einschätzung nachfolgend wenig Anklang. Die im Kupferstichkabinett Berlin aufbewahrte weiß gehöhte Pinselzeichnung in Schwarz wird von der Forschung zumeist als eigenhändiges Werk Dürers angegeben (vgl. auch Eising 2013, S. 337).
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