Scholten-Neess, Mechthild (1908-2002)

Mechtildis Scholten-Neess, geb. Neess (1908-2002) war eine deutsche Prähistorikerin und Volkskundlerin. Im Laufe ihres Berufslebens leitete sie zwei Museen: Einerseits 1934 - 1937 das Museum in Neuss (heute: Clemens Sels Museum), andererseits 1959 - 1973 das Kevelaerer Kreisheimatmuseum (heute: Niederrheinisches Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte).
Sie wurde als Henriette Hubertina Maria Mechtildis Neess am 22. Mai in Köln geboren. Sie besuchte in Köln zuerst ein Lyzeum, dann eine Studienanstalt realgymnasialer Richtung, und erwarb 1927 das Abitur. Im gleichen Jahr begann sie an der Universität Köln die Hauptfächer Vorgeschichte und Kunstgeschichte mit den Nebenfächern Ethnologie und Philosophie zu studieren. Im Laufe ihres Studiums ging Mechtildis Neess für das Sommersemester 1929 und das Wintersemester 1929/1930 nach Wien, wo sie auch Höhlenkunde belegte. Anschließend kehrte sie an die Universität Köln zurück. Dort wurde sie mit einer Arbeit über "Rheinische Schnallen der Völkerwanderungszeit" bei Herbert Kühn promoviert; die mündliche Prüfung fand am 25. Februar 1933 statt. 1935 wurde ihre Doktorarbeit als Band 1 in der Reihe "Rheinische Forschungen zur Vorgeschichte" publiziert.
Noch im Jahr ihrer Doktorprüfung begann Mechtildis Neess ehrenamtlich am Museum in Neuss zu arbeiten. Am 1. Februar 1934 wurde sie als laut Personalakte als "Leiterin des Museums" angestellt; andere zeitgenössische Unterlagen bezeichnen sie als "Leiterin der Museumsverwaltung". Zu ihren Tätigkeiten gehörten der Schriftverkehr rund um das Museum und die Museumsverwaltung, Wanderausstellungen, An- und Verkäufe von Museumsgegenständen sowie die wissenschaftliche Bestimmung neu angekaufter Gegenstände und die Inventarisierung der vorgeschichtlichen und römischen Abteilung. In dieser Zeit schrieb Mechtildis Neess auch eine Chronik der Stadt Neuss.
Das Museum Neuss wurde 1936 für eine Neuordnung geschlossen. Nach der Chronik des Clemens-Sels-Museums sollte das Museum eine nationalsozialistische Kunststätte für das gesamte Kreisgebiet werden: Diesem Vorhaben habe sich Mechtildis Neess widersetzt. Am 1. April 1937 wurde am Museum Neuss ein neuer Direktor eingestellt: Mechtildis Neess durfte nun keine wissenschaftlichen Arbeiten mehr ausführen, und wurde auf die Rolle einer wissenschaftlichen Hilfsarbeiterin reduziert. Zum 30. September 1938 wurde ihr Arbeitsverhältnis am Museum Neuss gekündigt.
Am 21. April 1939 heirateten Mechtildis Neess und Theodor Josef Gottfried Scholten in Neuss. Spätere Publikationen von ihr erschienen unter dem Namen Mechtildis (auch: Mechtild) Scholten-Neess.
In der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie verloren sich nach dieser Zeit ihre Spuren.
1959 wurde Mechtildis Scholten-Neess, inzwischen 51 Jahre alt, als erste hauptamtliche Leiterin an das Kevelaerer Kreisheimatmuseum (später: Niederrheinisches Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte ) berufen. Dort blieb sie bis zu ihrem Ruhestand 1973. 1976 und 1979 kehrte sie für die kommissarische Leitung des Kevelaerer Kreisheimatmuseums noch einmal aus dem Ruhestand zurück. Die Sammlungen des Hauses umfassten auf der einen Seite archäologische Funde von der Eiszeit bis zur Römerzeit, auf der anderen Seite Objekte der geldrischen Bauernkultur sowie Dokumente der seit 1647 bestehenden Kevelaer Wallfahrt. Mechtildis Scholten-Neess leitete damit ein Mehrspartenhaus, in dem die volkskundliche, kulturgeschichtliche und künstlerische Geschichte des Niederrheins präsentiert wurde. In den 1970er Jahren verantwortete Mechtildis Scholten-Neess einige bedeutende Ausstellungen: so etwa die Sonderausstellung „Bauerntöpferei am Niederrhein“ (15. Juli bis 25. Oktober 1970). Die zugehörige Publikation galt fortan als Standardwerk zu diesem Thema.
Mechtildis Scholten-Neess publizierte bis in die 1980er Jahre hinein. Neben Ausstellungskatalogen zu den Sonderausstellungen ihres Museums schrieb sie vor allem kürzere Beiträge zur Niederrheinischen Töpferei und zur Volkskunst. Ihr Engagement wurde mit Ehrungen und Auszeichnungen gewürdigt. Mechtildis Scholten-Neess erhielt 1975 die Albert-Steeger-Plakette für besondere Verdienste auf dem Gebiet der niederrheinischen Heimatpflege, 1979 wurde sie mit der Queekespiere-Plakette für Verdienste um Brauchtum und Mundart am Niederrhein geehrt. 1996 erhielt sie zudem das Bundesverdienstkreuz.
Mechtildis Scholten-Neess verstarb am 20. Januar 2002 in Kevelaer.