Schliemann, Heinrich (1822-1890)

Bereits während seiner Kaufmanns-Ausbildung erlernte Schliemann alte und neue Sprachen und machte letztendlich seine leidenschaftliche Begeisterung für die griechische Antike zum Beruf, als seine finanziellen Mittel ihm dies nach einer erfolgreichen Laufbahn als Kaufmann ermöglichten. Er unternahm Reisen in Europa und den Vorderen Orient sowie nach Asien und Amerika und ließ sich in Paris nieder, wo er neben Sprachen auch Philosophie und Literatur studierte. Im Anschluss daran arbeitete und forschte er zunächst in Italien (Alba Longa, eine mythische Gründung des Ascanius) und Ithaka (die mythische Heimat der Odysseus). Seine wichtigsten Forschungstätigkeiten fanden jedoch in der Ägäis statt: Seit 1870 und bis an sein Lebensende grub er immer wieder in Troja, seit 1876 auch in Tiryns und Mykene und an anderen Orten der griechischen Welt. Seine Texttreue sowie seine teilweise rabiaten Forschungs- und Grabungsmethoden brachten ihm bereits damals viel Kritik ein, doch gilt zu beachten, dass er seine Methodik im Laufe der Zeit in Kooperation mit ausgebildeten Altertumsforschern und Architekten wie Wilhelm Dörpfeld signifikant verbesserte. Er nutzte bereits in Troja die Methoden der systematischen Sondierung und Feldbegehung, die stratigraphische Methode und die dezidierte Untersuchung von Keramikstilen und „Leitfossilien“ und arbeitete mit Anthropologen, Architekten, Paläontologen und Topographen zusammen. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch seine Abneigung gegen die seinerzeit aufkeimende Quellenkritik, die den Wahrheitsgehalt antiker Überlieferungen in Frage stellte. Schliemanns Grabungen in Mykene, Tiryns und Troja rückten die Welt der Ägäischen Bronzezeit in den Fokus des internationalen Interesses und ermöglichten somit erst deren wissenschaftliche Auswertung und kulturhistorische Wertschätzung.