Gard, Leo (1911-1976)

Nach dem 1930 am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier abgelegten Abitur nahm Gard wohl unter dem Einfluss des Studienrats und Altertumsforschers Josef Steinhausen ein altertumswissenschaftliches Studium auf. Zunächst belegte er 1930 in Köln Klassische Philologie, wechselte 1931 nach Tübingen, wo er sich zusätzlich für Klassische Archäologie und Alte Geschichte einschrieb. Zwischen 1933 und 1936 war er als örtlicher Grabungsleiter am Rheinischen Landesmuseum Trier tätig. Die Ausgrabung einer römischen Töpferei am Moselufer unter der Leitung von Siegfried Loeschcke führte zu seinem Dissertationsthema. Aus der Aufarbeitung des Fundmaterials erwuchs eine materialreiche Abhandlung über die Trierer Reliefsigillata, mit der er 1937 bei Carl Watzinger in Tübingen promoviert wurde. Lange umstritten war Gards Erkenntnis, dass die Formschüsseln dieses „Massenfundes“ teilweise über Jahrzehnte und länger in Gebrauch waren, womit die damit erstellten Ausformungen der Reliefsigillaten nicht mehr allein aufgrund ihrer Form datiert werden können. Bestätigung fanden diese „alarmierenden“ Schlussfolgerungen erst seit den 1960er Jahren durch die Forschungen von Ingeborg Huld-Zetsche.
1935-1936 wirkte Gard als örtlicher Grabungsleiter zusammen mit Hans Eiden an der unter Leitung von Wolfgang Dehn und Wolfgang Kimmig durchgeführten Ausgrabung der eisenzeitlichen Befestigung auf dem Ringskopf bei Allenbach mit. Als Frontsoldat in Russland nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, konnte aber schon 1945 wieder an seinen Wohnort Allenbach zurückkehren.
Auch in der Nachkriegszeit (er war Anfang der 1950er Jahre wieder nach Trier übergesiedelt) gelang es ihm trotz erheblicher Bemühungen nicht, die noch immer ungedruckte Dissertation zu veröffentlichen. Die Gründe hängen wohl insbesondere mit der kritischen Distanz der Fachwelt zu seiner These von der langen Laufzeit der Formschüsseln und der damit fehlenden institutionellen Unterstützung durch die Römisch-Germanische Kommission und das Trierer Landesmuseum zusammen. Zur Erlangung seiner Promotionsurkunde reichte Gard daher 1952 eine überarbeitete und teilweise gekürzte, in geringer Zahl maschinenschriftlich vervielfältigte Fassung als Pflichtexemplare ein.
In der Folge gelang es ihm auch nicht mehr, beruflich in der Archäologie Fuß zu fassen und eine adäquate Anstellung zu finden. Er betätigte sich als freier Journalist und war in seinen letzten Lebensjahren Betreuer der Bibliothek und des Archivs der Trierer Oberpostdirektion. Als Privatgelehrter hat er zudem eine Reihe interessanter Beiträge zur regionalen Kultur- und Wirtschaftsgeschichte veröffentlicht.
Die Dissertation Gards über die Trierer Reliefsigillata gilt aufgrund ihres Materialreichtums in der Sigillataforschung noch immer als unverzichtbares Standardwerk, auch wenn sie mangels Veröffentlichung nur in Form von Kopien in den Fachinstituten zur Verfügung steht.