Schmidt, Robert Rudolf (1882-1950)

Robert Rudolf Schmidt (nicht: Richard Rudolf), häufig nur R. R. Schmidt, wurde am 26. Mai 1882 in Mülheim an der Ruhr geboren. Er war krankheitsbedingt vom Militärdienst befreit, legte aber 1902 die sogenannte ,Einjährigenprüfung‘ ab, die es ihm erlaubte, ab 1902 in München, Leipzig und Tübingen die Fächer Naturwissenschaften, Philosophie, Geologie, Völkerkunde, Paläontologie und Urgeschichte zu studieren. 1907 schloss er das Studium in der Geologischen Fakultät mit einem urgeschichtlichen Thema (,Die eiszeitlichen Wohnstätten der Schwäbischen Alb‘) ab. 1912 habilitierte er sich, wiederum in Tübingen, über das Thema „Die diluviale Vorzeit Deutschlands“. Bereits als Student hatte Schmidt in zahlreichen Höhlen Südwestdeutschland gegraben. Schmidt war aber nicht nur regional in den Älteren Steinzeiten bewandert, sondern verfügte über internationale Erfahrungen. Während einiger, finanziell wohl eher unsicherer Jahre, in denen er in Teilzeit an der Universität Tübingen angestellt war, setzte er seine Ausgrabungen am Sirgenstein fort, ein Stipendium der Rudolf-Virchow-Stiftung ermöglichte ihm aber auch „diluvialprähistorische Studien in England, Frankreich und Belgien“. Studienreisen hatten ihn bereits zuvor in diese Länder sowie nach Nordafrika geführt. 1917 wurde er von der Universität Tübingen zum außerordentlichen Professor ernannt. Erst 1920/21 erfolgte aber ein besoldeter Lehrauftrag für Urgeschichte und im Frühjahr 1921 wurde das ,Urgeschichtliche Forschungsinstitut‘ (UFI) gegründet, das an das Geologische Institut angekoppelt war. So wurde Schmidt dann als „Assistent in gehobener Stellung“ für das Institut federführend. Schon 1919 hatte er sich dem Neolithikum, namentlich den „Pfahlbauten“ im Federseegebiet zugewandt und zusammen mit der Denkmalpflege erste Grabungen durchgeführt. Dies sollte in den folgenden Jahren einerseits eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, zugleich aber auch den persönlichen Ruin Schmidts darstellen. Beides ist zugleich untrennbar mit der Person Hans Reinerths verbunden, der sowohl für die Grabungen mitverantwortlich war als auch für das ab 1929 eingeleitete Verfahren, das schließlich 1930 zum Entzug der Stelle Schmidts führte und infolge seines Umzugs nach Bayern auch den Verlust seines Status als Privatdozent bzw. Außerordentlicher Professor zur Folge hatte. Schmidt hatte sowohl die finanzielle, vor allem auf Basis von Spenden beruhende Situation des UFI falsch eingeschätzt und massiv Schulden angehäuft als auch aus Gründen der Vermarktung begonnen, Grabungsbefunde nach eigenem Ermessen zu verändern und zu vermarkten. Zudem konnte er sich nie in dem Maße wie bei den paläolithischen Arbeiten in die neue Materie der Jüngeren Steinzeiten einarbeiten und betrieb zudem die Ausgrabungen eher in Konkurrenz statt in Einvernehmen mit der Denkmalpflege. Schmidt konnte nach dieser Zeit nie wieder an alte Erfolge und Stellen anknüpfen. Zwar grub er während des zweiten Weltkriegs noch in Kroatien (Vucedol) und publizierte dies auch noch nach dem Krieg, sowohl Versuche in den 30er Jahren als auch nach dem Krieg sich zu rehabilitieren, zuletzt mit Einsatz eines Rechtsanwalts und unter Verweis auf seine Rolle als „NS-Opfer“ Reinerths blieben erfolglos. Schmidt starb 1950 in Marquartstein in Oberbayern.
Seine bleibenden Verdienste beziehen sich auf zwei Bereiche: die paläolithische Forschung mit seinen älteren Arbeiten und die Mitbegründung der systematischen Feuchtbodenarchäologie mit Einsatz moderner Grabungs- und Dokumentationsmethoden. Zugleich kann er als gewissermaßen tragisches Schicksal betrachtet werden, dem es, im Gegensatz etwa zu nationalsozialistisch belasteten Kollegen, nicht mehr gelang im Fach Fuß zu fassen.