Lais, Robert (1886-1945)

Robert Lais gilt als der Erfinder der „Laisschen Methode“, d. h. der Sedimentanalyse, die in den 1920- und 1930-Jahren erstmals eine Datierung von Schichten anhand der Untersuchung der Sedimente unabhängig vom archäologischen Fundgut ermöglichte. Daneben gelang es, erstmals Klima und Landschaftsbild des prähistorischen Menschen zu rekonstruieren. Sein Ansatz wurde u. a. von seiner Schülerin Elisabeth Schmid weiterentwickelt.

Der 1886 geborene Robert Lais entstammte einer katholischen Lehrerfamilie. Nach dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften, das er 1910 in Freiburg mit dem Staatsexamen für das höhere Lehramt abschloss, arbeitete er als Assistent am ,Zentralbureau‘ der Internationalen Seismologischen Assoziation zu Straßburg. 1913 reichte er bei Prof. Dr. Wilhelm Deeke seine Dissertationsschrift mit dem Titel "Beiträge zur Kenntnis des Dilluviums der Umgebung von Lahr" ein (Note 1,5). Zu der für den 31. Juli 1913 festgesetzten mündlichen Prüfung kam es jedoch nie. Im 1. Weltkrieg war Lais 1915 zuerst an der Ostfront, später an der Westfront stationiert, wo er auch als Wehrgeologe eingesetzt wurde. Nach dem Krieg unterrichtete er als Lehrer zunächst in Freiburg und ab 1920 in Triberg. Wissenschaftlich legte er in dieser Zeit die Grundlagen für seine eigenen Forschungen, indem er die Schneckensammlung seines gefallenen Studienkollegen Hans Kaufmann bearbeitete und damit die Voraussetzungen für seine eigenen wichtigen Entdeckungen schuf. Zurück in Freiburg zählte Elisabeth Schmid (1912–1994) zu seinen Schülerinnen. Als Geschäftsführer des Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz (1926 vom Ministerium für Kultus und Unterricht ernannt) prägte er das Mitteilungsblatt durch zahlreiche und vielseitige Beiträge. 1931 gehörte er zum 19-köpfigen Gründungskuratorium des Alemannischen Instituts. Hart traf ihn die Auflösung des Kuratoriums 1933 durch Oberbürgermeister Franz Kerber (NSDAP), das Institut bestand indessen fort. 1935 wurde er anonym denunziert. 1936 endete seine Tätigkeit als Geschäftsführer beim Naturschutzbund, ein Jahr später wurde die Suspendierung vom Schuldienst eingeleitet. Am 30. Juni 1937 wurde er aus „rassischen Gründen“ im Alter von 50 Jahren in den Ruhestand versetzt, allein weil er mit einer Jüdin verheiratet war. Die Entlassung bedeutete für Lais das Ende seiner Karriere und finanzielle Not und zerstörte seine Möglichkeiten, wissenschaftlich zu arbeiten: Es folgten der Ausschluss aus den Laboratorien verschiedener Institute, dem Geologischen Colloquium und der Denkmalpflege/Museum bei Prof. Georg Kraft. In deren Räumlichkeiten hatte Lais ein Labor eingerichtet, in dem er die Boden- und Sedimentproben aus verschiedenen Grabungen des In- und Auslandes analysierte und wissenschaftlich bearbeitete.

Kraft setzte sich für eine projektbezogene Weiterbeschäftigung von Lais ein (Grabungen des NS-„Ahnenerbe“ am „Munzinger Weiher“ unter Kraft, Ausgrabungen in Moravany nad Vàhom in der kollaborierenden Slowakei unter Prof. Lothar Zotz, an denen Lais in den Jahren 1941/43 „besondere Untersuchungen“ unternahm). Dort erarbeitete er eine zuverlässige geologische Datierung, die mit Hilfe der herkömmlichen Methoden nicht möglich gewesen wäre. Im November 1944 übernahm „Das Ahnenerbe“ den Denkmalschutz am Westwall, Lais wurde im selben Winter zum Volkssturm zu Schanzarbeiten im Raum Freiburg eingezogen; zusammen mit Kraft und Schmid barg er bei den Erdarbeiten anfallende Funde. Nach dem Tod von Kraft (Luftangriff auf Freiburg am 27. November 1944) übernahm Lais offiziell die Leitung von Museum und Denkmalpflege und kümmerte sich um die finanziellen Angelegenheiten der Witwe, bis eine akute Lungen- und Rippenfellentzündung, die er sich bei den Schanzarbeiten zugezogen hat, seinen raschen Tod herbeiführte. Lais unveröffentlichte Werke wurden postum u. a. von E. Schmid publiziert.