Frenzel, Walter Julius (1892-1941)

Walter Frenzel dominierte in den 1920er Jahren alle Ebenen der archäologischen Forschung in der sächsischen Oberlausitz – Ausgrabungen, Denkmalpflege, Publikationen, Vorträge, Ausstellungen, Vereinsarbeit, Anbahnung und Pflege von wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Kontakten zu Gunsten der oberlausitzischen Archäologie. Er publizierte bis Anfang der 1930er Jahre scheinbar pausenlos und überall und auch die Burgwallforschungen in der Region sind nahezu ausnahmslos mit ihm zu verbinden. Mit seinen Bezügen als beurlaubter Lehrer und dem Gehalt der Burgwall-AG finanzierte Frenzel mehrere Ämter, die er in Personalunion ausübte, was ihn zum populärsten Vertreter der archäologischen Forschung und Denkmalpflege in der sächsischen Oberlausitz werden ließ. Frenzel schuf spezifische Forschungsstrukturen und Informationsnetzwerke für diesen Raum und verteidigte ihn gegen zentralistische Ansprüche. Er ging dabei so weit, auch auf den Verbleib von archäologischen oder volkskundlichen Objekten in der Oberlausitz Einfluss zu nehmen. Frenzel verankerte damit Archäologie einflussreich im „öffentlichen Bewusstsein“ der Region.
Der archäologiegeschichtliche Blick auf das Wirken Frenzels in der Oberlausitz verleitet aber dazu, ihn ausschließlich als Archäologen zu beschreiben. Seinem Selbstverständnis nach muss er eher als interdisziplinärer Heimatforscher bezeichnet werden, denn für ihn stand die Heimatforschung als aktiver Heimatschutz deutlich über den landesweiten institutionalisierten Interessen einzelner Wissenschaften wie der Archäologie, in Sachsen vertreten durch das Archiv urgeschichtlicher Funde in Dresden, oder den Interessen des Staates, der allmählich eine Verpflichtung gegenüber archäologischen Denkmälern entwickelte.

Frenzel verstand seine Forschungen auch als Beiträge für den kulturellen „Abwehrkampf“ in der Oberlausitz. Er lieferte an die sog. Wendenabteilung bei der Amtshauptmannschaft Bautzen eine Mischung von latenter prodeutscher Propaganda und Forschung und nutzte seine unbestreitbar hervorragenden Kenntnisse der örtlichen archäologischen und rezenten Gegebenheiten dazu, in diversen populärwissenschaftliche Publikationen ein tendenziöses, rassistisches Sorben-Bild zu entwerfen.