Nahrgang, Karl (1899-1967)

"Ausstellungstext 50 Jahre Bodendenkmalpflege im Kreis Offenbach" (Informationen aus den Ortsakten der Unteren Denkmal-Schutz-Behörde des Kreises Offenbach) :
Als Karl Nahrgang (1899 - 1967) 1951 die Planstelle als Kreispfleger für Bodenaltertümer beim Landkreis Offenbach antrat, konnte er auf die Ergebnisse seiner jahrzehntelangen ehrenamtlichen Tätigkeit zurückgreifen. Bereits 1922 hatte Nahrgang die ,,Freiwillig-tätige Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Heimatforschung" gegründet, die ihre Grabungs- und Forschungsergebnisse in zahlreichen Berichten publizierte. 1922 wurden die ersten Grabhügelgruppen kartiert, 1924/25 fanden Grabungen auf dem Gelände der Burg Hayn in Dreieichenhain statt. Von 1924 bis 1940 arbeitete der gelernte Bankkaufmann als technischer Assistent am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. Gleichzeitig forschte er weiter in Dreieichenhain und Umgebung und gründete 1931 die Zeitschrift ,,Ländlein Dreieich", ab 1936 ,,Landschaft Dreieich". Dienstsitz Nahrgangs war zunächst das Büro des Landeskonservators in der alten Prälatur in Seligenstadt, seit 1955 das neuerbaute Dreieich-Museum in Dreieichenhain, das er zugleich leitete.

Nahrgang erstellte einen festen Organisationsplan, nach dem er zunächst alle Funde und Fundstellen anhand der Literatur, der Sammlungsbestände und Kartierungen im Gelände (besonders Grabhügel) zusammenstellte. Diese Ergebnisse wurden nach vielen Einzelberichten in seinem Buch über die ,,Bodenfunde in Stadt und Kreis Offenbach a.M." 1967 publiziert.

Die rege Bautätigkeit nach dem 2. Weltkrieg brachte viele Notgrabungen mit sich. Da dies alles durch eine Person nicht zu schaffen war, setzte Nahrgang örtliche Vertrauensleute ein, die in ihrer Gemeinde Erdarbeiten überwachen, Funde bergen und melden sollten.

Bemerkenswert ist die Vielfalt der Themen, mit denen sich Nahrgang im Laufe seiner Forschertätigkeit auseinandersetzte. Unter dem Thema Siedlungsforschung faßte er u.a. die Bereiche Geologie, Bodenfunde und ihre Datierung, Römerstraßen, historische Karten, Flurnamen, Landwehren, Patrozinien, Turmburgen bis hin zu den Ereignissen des 2. Weltkriegs im Kreis Offenbach zusammen. Mit großem Arbeitsaufwand schrieb Nahrgang in den Archiven alte Dokumente ab, pauste historische Karten durch und zeichnete neue Karten - eine Arbeit, die man sich im Zeitalter von Kopierer, Scanner und Computer kaum noch vorstellen kann. Beispielhaft war die schrittweise Herausgabe des ,,Atlas für Siedlungskunde, Verkehr, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur für Stadt und Kreis Offenbach". Hier werden auf 150 Karten nahezu alle Lebensbereiche von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart behandelt. Als Ergänzung erschienen hierzu die ,,Studien und Forschungen", eine Schriftenreihe, die mit dem Schwerpunkt auf archäologische Themen in neuer Folge bis heute fortgesetzt wird.