Nach persönlicher Neigung und Studienwahl im Gesamtbereich der Altertumswissenschaften schien der Lebensweg Erich Goses als Klassischer Archäologe vorgezeichnet zu sein. Dafür spricht nicht nur das Thema seiner Dissertation über Pflanzenornamente in der griechischen Kunst, sondern auch die Verleihung des archäologischen Reisestipendiums, das ihn in nach Griechenland, Kleinasien und Südrussland führte. Dennoch entschied sich am Schwarzmeer sein weiteres berufliches Schicksal, als ihn im August 1926 ein Angebot aus Trier vorzeitig von seiner Reise zurückberief.
Unter der Leitung von Siegfried Loeschcke arbeitete er zunächst bis 1932 im Rahmen von Privatdienstverträgen an den Ausgrabungen im gallorömischen Tempelbezirk im Altbachtal von Trier mit, der damals größten bekannten Anlage ihrer Art. Ihm oblag vor allem die Inventarisation der riesigen Fundmengen an Keramik, Münzen, Bronzen und Steindenkmälern. Zur Vorbereitung der Altbachtal-Publikation erhielt Gose bis 1936 Werkverträge mit der „Kommission zur Erforschung der römischen Kaiserresidenz und frühchristlichen Bischofsstadt Trier“, der sogenannten „Trier-Kommission“. 1939 wurde Gose – nach einem weiteren Privatdienstvertrag mit der Provinzialverwaltung – beamteter Direktorialassistent. In der zweiten Jahreshälfte 1944 wurde Erich Gose noch eingezogen und im August 1945 aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen.
Bis Mitte 1951 war er vor allem am Rheinischen Landesmuseum Bonn ohne feste Vergütung mit immer neuen Werkverträgen beschäftigt, in deren Rahmen er unter anderem Bestandsaufnahmen der über die Kriegsereignisse hinweg geretteten Kleinaltertümer durchführte oder an den Ausgrabungen z. B. in Xanten und Rees teilnahm. Von Bonn aus arbeitete er 1950 auch im Auftrag des Rheinischen Landesmuseums Trier auf der Grundlage eines weiteren, von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft finanzierten Werkvertrags an der publikationsreifen Fertigstellung eines Manuskriptes über den Tempel des Lenus Mars in Trier, bevor er 1951 wieder in den Dienst des Rheinischen Landesmuseums Trier trat.
Die wissenschaftlichen Leistungen Erich Goses sind aufs engste mit der Römerzeit Triers und des Rheinlandes verbunden. Die Themen seiner Publikationen umfassen nahezu das gesamte Spektrum der altertumskundlichen Quellen: Baubefunde ländlicher Villen und Heiligtümer stehen neben der Architektur städtischer Großbauten. Die Vielfalt der Keramikproduktion war ihm ebenso vertraut wie das weite Feld der Kleinfunde aus Eisen, Bronze oder Bein. Auch in den dem Archäologen meist weniger geläufigen Bereichen der Numismatik und der Epigraphik erwies er sich als zuverlässiger Fachmann. Dennoch ist sein wissenschaftliches Oeuvre nicht planvoll entstanden, sondern von manchen Zufälligkeiten geprägt. Dabei zeigt sich bei genauerer Betrachtung auch, dass Gose vielfach Aufgaben, die an ihn herangetragen wurden, zu seinen eigenen gemacht und damit überhaupt erst einer Lösung zugeführt hat.
So ist in den schwierigen Nachkriegsjahren in Bonn „der Gose“ entstanden, ein Bestimmungsbuch zur Keramik der Römerzeit im Rheinland. Nachdem es 1950 die Reihe der Beihefte der „Bonner Jahrbücher“ eröffnet hatte, erwies sich das Werk, das sich bescheiden an den „Altertumsfreund, der nicht Fachmann ist“ wendet, auch in der 4. Auflage 1984 nach wie vor als unentbehrlicher Wegweiser, der das seit langem ausstehende Handbuch zum Thema noch immer vorwegnimmt. Es ist mit großem Abstand das am häufigsten benutzte Buch in der rheinischen Archäologie.
Das 1955 von Erich Gose vorgelegte Buch über den seit Emil Krüger als Stammesheiligtum der Treverer geltenden Tempelbezirk des Lenus Mars in Trier-West beruhte nicht auf eigenen Ausgrabungen, sondern stellt das Ergebnis einer nahezu zwanzig Jahre währenden, durch den Krieg und die Folgezeit unterbrochenen Publikationsbearbeitung dar.
Auch der 1958 vorgelegte Band über alle damals aus Trier bekannten frühchristlichen Inschriften – insgesamt 842 Nummern – konnte bei seinem glücklichen Erscheinen auf ein wechselvolles Schicksal zurückblicken. Die Bearbeitung war schon 1928 von Elisabeth Vorrenhagen begonnen und nach ihrem Tod von Gose weitergeführt worden. Dann ging das nahezu druckfertige Manuskript durch Kriegseinwirkungen verloren. Zum Glück war die Sammlung selbst im Wesentlichen erhalten geblieben und brauchte ‚nur‘ aus dem Schutt der durch Bomben verschütteten Museumsdepots ausgegraben zu werden. Beeindruckend erscheint die Arbeitshaltung von Gose - unverdrossen machte er sich noch einmal ans Werk und verfasste das Manuskript zum zweiten Mal.
1969 erschien die von Erich Gose in Zusammenarbeit mit Bruno Meyer-Plath und Eberhard Zahn herausgegebene doppelbändige Monographie über die Porta Nigra. Die Vorbereitungen hierzu hatten schon 1938 begonnen, waren aber nach dem Tod von Harald Koethe (1944) und Wilhelm v. Massows (1949) nicht mehr weiter gediehen. Gose hatte nach der Wiederbegründung der Archäologischen Trier-Kommission 1962 den archäologischen Teil und die Herausgeberschaft übernommen. In Ergänzung zu den von Koethe schon 1938/39 durch Ausgrabungen an der Porta Nigra festgestellten Ergebnissen, deren Funde aber im Krieg verloren gingen, unternahm Gose mit Adolf Neyses 1966 nochmals eine Grabung. Ihre Resultate bestätigten Koethes Datierung der Erbauungszeit der Porta Nigra in das letzte Drittel des 2. Jahrhunderts.
So wie Gose mit der Altbachtal-Grabung 1926 seine Tätigkeit in Trier aufgenommen hatte, so stand die Publikation dieses Unternehmens auch an seinem Ende. War die Ausgrabung selbst im Wesentlichen das Werk Siegfried Loeschckes, so darf ihre Veröffentlichung vor allem als Verdienst Goses gelten. Zwar hatte Loeschcke 1938 und 1942 noch die beiden ersten von zwölf geplanten Lieferungen herausgegeben, zu denen er selbst die allgemeineren Teile verfasste, während die Baubeschreibungen und Fundkataloge überwiegend von Gose stammen; die Keramik wurde von Ludwig Hussong und die Architektur von Hermann Mylius bearbeitet. Doch Krieg und Nachkriegsumstände verhinderten jegliche weitere Aufarbeitung dieses riesigen Komplexes. Nach Abschluss des Porta-Nigra-Manuskriptes im Herbst 1966 übernahm Gose im Ruhestand auf Drängen von Reinhard Schindler die Publikation der Altbachtal-Grabung. Als Gose am 21. Juni 1971 verstarb, war sein Manuskript weitgehend abgeschlossen. Es wurde 1972 posthum von Schindler herausgegeben.
Das wissenschaftliche Lebenswerk Goses ist der Quellenedition archäologischer Denkmäler der Römerzeit des Rheinlandes, insbesondere der Region Trier, in Monographien, Aufsätzen und Fundchroniken gewidmet. Die gleichermaßen souveräne Beherrschung archäologischer, numismatischer und epigraphischer Methoden erlaubte ihm – sowohl bei Ausgrabungen als auch in der Museumssammlung – eine vorbildliche Erschließung von Funden und Befunden aus Heiligtümern, Siedlungen und Gräbern.