Nagel, Kurt (1900-1998)

Die Geschichte der Architektur und eigene Bauforschungen waren zentrale Themen in Leben und Werk von Kurt Nagel. Nach dem Studium der Architektur und Baugeschichte in der Heimatstadt Stuttgart ab 1920 bei Paul Schmitthenner und Paul Bonatz legte er dort 1927 das Examen als Diplom-Ingenieur ab. Seine erste berufliche Station sollte prägend für seine weitere Tätigkeiten werden. Von 1928-1934 war er als bauforschender Architekt unter der Leitung von Friedrich Kutzbach in Verbindung mit dem Rheinischen Landesmuseum Trier mit der Untersuchung der auf spätantike Ursprünge zurückgehenden mittelalterlichen Stiftskirche in Pfalzel bei Trier betraut. In den 1930er Jahren wirkte er bei Konservierungsmaßnahmen und Bauaufnahmen römischer Großbauten in Trier mit und war als freier Architekt tätig. Während des Zweiten Weltkriegs war er Mitglied des Technischen Hilfswerks bzw. der Organisation Todt und auch bei Arbeiten am Westwall eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1948-1965 als Mitarbeiter des Staatlichen Hochbauamtes zuständig für die Planungsabteilung sowie die Betreuung der landeseigenen Römerbauten in Trier (Porta Nigra, Kaiserthermen, Barbarathermen, Amphitheater). Beim Wiederaufbau in den 1950er und 1960er Jahren war er auch beteiligt an der Wiedererrichtung der Basilika und des Kurfürstlichen Palastes sowie an den Neubauten verschiedener staatlicher Gebäude. Für den Aufbau des kriegszerstörten Trierer Landesmuseums war er als leitender Architekt – in intensiver Zusammenarbeit mit Museumsdirektor Hans Eiden – verantwortlich.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1966 erarbeitete er ehrenamtlich die Planausschnitte für die Publikation von Erich Gose über die Ausgrabungen im römischen Tempelbezirk am Trierer Altbachtal. Für Nagels Vorliebe für die zeichnerische Rekonstruktion antiker Bauwerke gab es in Trier und dem Umland ein reiches Betätigungsfeld. Eine Reihe seiner Wiederherstellungsversuche haben Eingang in die Fachliteratur gefunden, darunter die eisenzeitlichen Befestigungen bei Allenbach und St. Goarshausen, die Horrea von St. Irminen, die Porta Nigra in Trier, die römischen Grabbauten bei Nehren an der Mosel, das römische Kastellbad mit der frühchristlichen Kirche in Boppard oder die Stiftskirche in Trier-Pfalzel.